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S T U D I E N F A H R T E N 2025 Studienfahrt vom 31. Mai - 1. Juni nach Maastricht Unsere Studienfahrt nach Süd-Limburg Tüüt,
tüüt – pünktlich um 8:30 Uhr tauchte unser „Büslein“ – wie es Simone im
Reisebericht unserer Rheingau-Tour vor zwei Jahren genannt hat – an der
Reisebushaltestelle in Wuppertal-Oberbarmen auf. 16 Konventuale wurden
in zwei Etappen in Wuppertal abgeholt. Eine kleine Gruppe in
Wuppertal-Oberbarmen und der andere Teil in Wuppertal-Sonnborn am Bayer
Sportpark. Ca. zwei Stunden Fahrt liegen vor uns. |
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1. Tag, Samstag, 31. Mai 2025
Hendrik Ruitenberg, Vorstandsmitglied vom „Hochheimer Weinclub – die Genußspechte e. V.“ hat verschiedene niederländische Weingüter aus anderen Studienfahrten, die er organisiert hatte, kennengelernt. Er hat auch für unsere Weintour die Weingüter ausgewählt und die Kontakte und Termine zu den Weingütern organisiert. Unser erstes Ziel ist das Wijngoed Hoeve Nekum. Wir werden von Math Bollen, dem Besitzer von Hoeve Nekum, empfangen. Wijngoed Hoeve Nekum ![]() Seit 1934 wird der Hof von der Familie Bollen bewohnt und bewirtschaftet. 1988 überlegte die Familie, wie die Landwirtschaft des Hofes rentabler gemacht werden kann. Was ist ertragreicher als 34 Milchkühe und etwas Landwirtschaft? Schon in den 60er Jahren hatte der Nachbarhof einen Weinberg. Man hatte den Eindruck, dass der Weinbau durchaus ertragreich sein könnte. Weißwein ist „einfach“ gemacht: „lesen – pressen – gären – und im Januar ist alles fertig“. So fiel seinerzeit die Entscheidung leicht, es mit Weinbau zu versuchen. Eine gute Entscheidung, wie uns Math Bollen, der das Unternehmen mit Leidenschaft leitet, stolz berichtet. 1992 wurde dann der erste Wein gelesen. Ein besonderer Meilenstein in der Geschichte des Weinguts war die Lieferung von 60 Flaschen Riesling 1999 für die königliche Hochzeit von Willem-Alexander und Máxima im Jahr 2002. Im Jahre 2003 wurde Hoeve Nekum zum besten Weingut Limburgs gewählt. Derzeit bewirtschaftet das Weingut 7 ha und kultiviert dort acht verschiedene Rebsorten, darunter Riesling, Auxerrois, Pinot Blanc, Gewürztraminer, Solaris, Rivaner (Müller-Thurgau) und Pinot Noir. Weiterhin wird aber auch mit neuen Piwi-Rebsorten experimentiert. So wurde auch eine Parzelle mit Voltis angelegt. Voltis, eine spätreifende Piwi-Traube, ist seit 2022 auch zur Champagnerherstellung zugelassen. Laut Math Bollen ist eine erste Gitterbox unterwegs zum Degorgieren. Die Weinberge liegen an den steilen Süd- und Südosthängen des Louwberges. Die Neigung von bis zu 42 % und die teilweise Ausrichtung nach Süden bieten beste Bedingungen für eine perfekte Reifung. Die Böden bestehen überwiegend aus einer dünnen Lössschicht auf Kiesel und Mergel. Alle Weine tragen das „BOB Mergelland“-Zertifikat. Dies steht für authentischen Wein aus dem limburgischen Mergelland. ![]() Wir verkosten unsere ersten niederländischen Weine. Dazu wurden uns mehrfach wohlschmeckende belegte Schnittchen gereicht. Die Weinbeschreibungen sind den Flaschenetiketten entnommen. 2023 Rivaner, trocken, Mergelland Der Wein hat eine helle Farbe. Er hat ein blumiges Bouquet und einen fruchtigen Geschmack mit einem zarten Muskataroma. Er hat eine frische Säure und einen trockenen, weichen Abgang. ![]() 2023 Cuvée, Limburgse Landwijn, Maastricht Dieser Wein ist eine Cuvée verschiedener Rebsorten, darunter Solaris, Riesling und Gewürztraminer. Frische Aromen, fruchtig mit einem Hauch von Rose. Fruchtiger Geschmack mit sanfter Säure für einen erfrischenden Abgang. 2023 Pinot Noir Rosé, trocken, Mergelland Der Wein hat eine hellrosa Farbe. Er hat ein fruchtiges Bouquet mit deutlichen Noten von Erdbeeren und Kirschen am Gaumen und einen weichen Abgang mit frischer Säure. 2020 Pinot Noir, trocken, Limburg Ein junger, heideroter Wein. In der Nase präsentiert er frische Aromen von Wurzelfrüchten und leichten Holznoten. Er hat einen sanften Auftakt von Kirschen und Brombeeren. Seine sanfte Säure sorgt für einen erfrischenden Abgang. Math Bollen erläutert uns, dass er die leichte Holznote mit Chips erzeugt. 2022 Solaris, Late Oogst (Spätlese), Limburg, Alc. 16% Dieser süße Weißwein wird aus der Solaris-Traube hergestellt. Seine Farbe ist etwas gelblicher. Er hat ein würziges und blumiges Aroma und einen reichen, süßen Geschmack mit knackiger Säure und einem kraftvollen Abgang. Dieser Wein solle zu süßen Desserts wie Eis, Kuchen oder Obst serviert werden. Wir erleben eine erfolgreiche Weinprobe in dem sehr schön ausgebauten Verkostungsraum unter dem Scheunendach. Mit diesen tollen Eindrücken machen wir uns auf den Weg zu unserer nächsten Probe. |
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Wijngaard Slavante und Grand-Cafe-Buitengoed Slavante ![]() Das Grand-Café Buitengoed Slavante ist ein romanti¬sches Lokal aus dem Jahr 1846 am Hang von Sint-Pietersberg mit herrlichem Blick auf die Maas und das Maastal. In einer nostalgischen Umgebung genießen wir an einem großen Tisch draußen ![]() Danach dürfen wir an den rustikalen Tischen nebenan auf der Aussichtsplattform noch einen 2023 Schouwen-D®uiveland Souvignier Gris, Wijnhoeve De Kleine Schorre probieren, den Hendrik Ruitenberg gekühlt für uns mitgebracht hat. So gestärkt fällt der Abstieg zum Bus leichter als der vorherige Aufstieg und wir fahren zum nächsten Weingut. |
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Wijngaard Apostelhoeve ![]() Wir waren nicht die einzige Besuchergruppe am heutigen Tag und wir konnten erkennen, dass das Weingut sehr gut auf Besuchergruppen eingestellt ist und diese auch gerne und professionell durch Weinberg, Kelterei und Weinkeller mit anschließender Verkostung führt. Wir wurden von Mathieu Hulst, dem Chef, persönlich empfangen. Während seiner Führung erzählte er uns vom Weinbau in den Niederlanden und von der Geschichte dieses Weinguts. Schon die alten Römer bauten in dieser Gegend Wein an. Im späten Mittelalter ging der Weinbau jedoch vollständig zurück. Erst in den 1970er Jahren wurden die ersten Reben an den südlichen Hängen des Jekerdals auf dem Apostelhoeve wieder gepflanzt. Hugo Hulst, ein Obstbauer, hatte beschlossen hier einen Weinberg anzulegen. Mit den Auswirkungen des Klimawandels wurde ab ca. 1985 der Weinanbau einfacher. Apostelhoeve produziert heute mehr als 110.000 Flaschen Wein. Stolz berichtet uns Mathieu auch, dass sein Auxerrois in der Osteria Francescana in Modena, das mehrfach zu einem der besten Restaurants der Welt gekürt wurde, angeboten wird. Der Betrieb arbeitet weitgehend vollautomatisiert, gelesen wird seit 10 Jahren mit einem Vollernter. Viognier und Grauburgunder werden zum Teil auch im Barrique ausgebaut. Die Fässer werden i. d. R. zwei bis drei Jahre benutzt. ![]() Bei schönem Wetter verkosten wir auf einer schattigen Terrasse: 2023 Auxerrois Ein toller Wein, der sich in einem 3-Sterne Restaurant sehen lassen kann. Dazu gab es als Häppchen Vollkornbrot mit rohem Schinken – lecker. 2024 Cuvée XII 2023 Pinot Gris ![]() 2023 Pinot Gris Barriques Eine entspannte und auch interessante Weinprobe mit ausgezeichneten Weinen, die wir alle sehr genossen haben. Gut gelaunt verlassen wir das Weingut und freuen uns auf unser Degustationsmenu in unserem Hotel. Dort ist im Hotelrestaurant Seasons ein 3-Gänge Menu mit begleitenden belgischen und niederländischen Weinen für uns geplant. Leider mussten wir zum Ausklang des ersten schönen Tages unserer Weinreise erleben, dass Küche und Service des Restaurants völlig überfordert waren. Das Hotel und das Restaurant waren voll besetzt, weil zeitgleich am selben Tage noch eine Großveranstaltung stattgefunden hatte. Mit unserer Beschwerde am Abend konnten wir noch erwirken, dass uns die Kosten für Kaffee, Wasser, Bier und Softgetränke erlassen wurden. Es folgte noch eine spätere schriftliche Entschuldigung aus dem Hotelmanagement. Die Enttäuschung über den Abend bleibt aber in unserer Erinnerung. Jedoch konnten nach dem Essen noch einige Getränke und gute Gespräche zumindest den Abend zum Teil retten. Michael Düssel |
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Maastricht
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Thiessen Weinhandel Mittags dann – wir waren nun auch müde und durstig –
erwartete uns im
Thiessen Weinhandel, dem ältesten Weinimporteuer der Niederlande mit
dem ältesten Weinkeller, eine abwechslungsreiche Weinprobe inklusive
einer Führung durch die Gebäude und den Keller (https://thiessen.nl).
Nun wurden wir eingeladen, den nächsten Wein zu erraten. Ich musste passen, aber das Geheimnis wurde bald gelüftet: ein Chenin Blanc aus Südfrankreich mit dem witzigen Namen „Catch Me If You Can“: „Chenin Blanc, Attrape moi si tu peux, Catch me if you can; Claude Vialade“ Dazu – auch wieder toll passend – eine vegetarische Quiche mit Ricotta und Spinat.
Einen einladenden Garten gibt es auch: hier wachsen Regent und
Grauburgunder-Weinstöcke. Allerdings wird kein eigener Wein gekeltert –
im Boden gäbe es keine ausreichenden Mineralien. Wir konnten noch die
alten Bodenfliesen in den Räumen und Fluren bewundern, ehe es mit dem
5. Wein weiterging. Nun waren die Rotweine an der Reihe: ein Dolcetto
di Ovada aus dem Piemont
„2018 Dolcetto d‘Ovada, Azienda Agricola
Tacchino“. Die Dolcetto Traube ist eine kleine, süße Traube. Der Wein
wurde in einem gebrauchten Barrique-Fass ausgebaut. In der Nase reife
Früchte, Kräuter und Kirschen – so servierte man uns dazu gedämpfte
Nudeln mit Pulled Chicken und Salat. Auch wiederum eine gelungene
Kombination. Zum Abschluss probierten wir einen Malbec aus Argentinien „2023 Septima Obra, Malbec, Bodega Septima, Mendoza“. Dieser weiche und komplexe Rote gefiel uns besonders gut, auch weil das dazu gereichte Häppchen ungewöhnlich erschien, aber wirklich ein besonderes Geschmackserlebnis bot. Nämlich die typische niederländische Spezialität „Bitterballen“, ein Snack aus Fleisch, hier und heute mit Hühnchenfleisch, mit in einer fritierten Kruste. Lecker!
Wikipedia sagt dazu: Bitterballen (Plural; Singular: bitterbal) sind
eine in den Niederlanden, Flandern, Suriname und Indonesien beliebte
Spezialität. Es handelt sich um panierte, traditionell mit einem Ragout
aus Rind- oder Kalbfleischmasse gefüllte und frittierte
Fleischkroketten, die einen Durchmesser von rund drei Zentimetern
aufweisen. Gelegentlich wird für die Füllung auch eine Masse aus
Hähnchenfleisch oder Pilzen verwendet. Als Paniermasse dient meist
grobes Paniermehl. Beim Verzehr sollten sie außen knusprig und innen
heiß sein. Dazu wird meistens Senf gereicht.
Übrigens: Selbst die Toiletten in diesem tollen alten Gebäude sind
stylisch und ansprechend eingerichtet! Ein modernes Ensemble ganz in
„oranje“ ...
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Wijndomein St. Martinus ![]() martinus.nl, Texte auch in Deutsch). Hier werden im schönen Limburger Land, nicht weit entfernt von der niederländisch-deutschen Grenze, auf 10 ha klassische Rebsorten und auf 18 ha Piwi-Sorten konventionell angebaut. In einem durch große Glasfronten hellen Verkostungsraum nahmen wir an einer langen Tafel Platz. Mit Blick auf eine idyllische Aussicht auf die Limburgischen Hügel, malerisch mit bunten Kühen auf den Weiden, erwarteten wir unsere Weinprobe. Begleitet wurden die Weine von einer Vesperplatte mit Brot, Käse, Schinken und Salami. Köstlich! Hans Beurskens startete um 1980 mit einem kleinen Weinberg und versuchte sich in der Weinherstellung. Nach dem Umzug der Familie in die Nähe von Vijlen wurde dort 1986 ein neuer Weinberg angelegt. Nach einigen Experimentieren mit den verschiedensten roten Rebsorten wurde 1990 der erste Rotwein aus acht verschiedenen Rebsorten hergestellt. 1995 übernahm Stan Beurskens das Weingut von seinem Vater und führte es in den folgenden Jahren zu einem international anerkannten Weinbaubetrieb. Inzwischen bewirtschaftet das Weingut 28 ha. ![]() Später konnten wir den Weinkeller, den es seit 10 Jahren gibt, anschauen. 18 m tief (!) wurde er 3-geschossig in die Erde gebaut! Seitdem kann das Weingut den gesamten Ablauf, schon allein rein logistisch, wesentlich leichter bewerkstelligen. Für die Produktion von fast 140.000 l ist der Keller inzwischen fast zu klein. Sie hoffen, in 5-6 Jahren weiter auszubauen. St. Martinus ist wohl für andere Weingüter längst ein Vorbild, sie beraten andere Winzer (eigene Beratungsfirma) und/oder leihen ihre modernen Geräte aus. Uns fiel besonders die Modernität und die Sauberkeit im Keller auf. Interessant ist auch ein Versuchsprojekt: statt Sulfite wird ein Zitronenmelissenextrakt als Anti-Oxidationsmittel ausprobiert. Unsere Frage nach einer eventuellen Spontanvergärung wurde insofern verneint als betont wurde, dass „das zu lange dauern“ würde. Außerdem könnten die Hefen auch noch sehr wohl einen gewissen Geschmack beisteuern. ![]() Eine weitere Frage zielte auf die Lagenbezeichnungen, die wir in Deutschland kennen. In den Niederlanden ist dies nach erst 40 Jahren noch keine Tradition. Es gäbe sehr viele einzelne Parzellen und wenige größere Flächen. Ob die Wertigkeit der Böden aber dann über eine gewissen Fläche gleich wäre? Das schon, wurde geantwortet, aber dass es daraufhin keine Qualifizierung gäbe. So ergab sich eine fachliche Diskussion über die Besonderheiten des niederländischen Weinanbaus und die Unterschiede zu Deutschland. In den Niederlanden werden beispielsweise sehr oft Cuvées ausgebaut mit dem Ziel einen bestimmten Geschmack zu erzielen. Das heißt, man strebt wohl meistens nach demselben Endresultat, der dem Verbraucher gefällt. So werden auch schon mal mehrere Jahrgänge vermischt, so beispielsweise für die rote Cuvée „7 Zonden“. Die Holzfässer würden ca. 6-8 Jahre für Wein benutzt, anschließend käme Grappa in die Fässer. Oder auch ein Spezial-Bier – das ergäbe dann ein Bier mit Weingeschmack! ![]() Eine Besonderheit noch: Man kann sich tatsächlich einen Wein nach dem eigenen Geschmack bestellen (wenn man mindestens 1400 l abnimmt). Noch gibt es keinen Export ins Ausland, denn zurzeit wäre die Nachfrage höher als das Angebot. Das Ende der Weinprobe und Kellerbesichtigung war auch das Ende unserer Reise. Wir sammelten uns zunächst noch einmal auf dem Vorplatz des Weinguts, um uns auszutauschen und uns vom Ehepaar Hackemann zu verabschieden. Mit unserem kleinen Bus ging es dann über das grenznahe Vaals und am Rand von Aachen vorbei über die Autobahn nach Wuppertal. Am Parkplatz der Bayer-Sporthalle stieg der erste „Schwung“ aus, der „Rest“ erreichte sein Ziel wieder in Oberbarmen. Mein Fazit: Weinanbau in den Niederlanden: sehr interessant, hatte man alles gar nicht so „auf dem Schirm“, allerdings ein höheres Preisniveau als in Deutschland und abgesehen von einigen wirklich sehr guten Ausnahmen nicht unbedingt die super Spitzenweine. Vielen Dank an die Organisatorinnen und Organisatoren Karin Ehlich, Susanne und Hendrik Ruitenberg für dieses einmalige Erlebnis! Anja Weigerding | |||||||
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