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S T U D I E N F A H R T E N 2016 Studienfahrt vom 25. - 26. Juni an die Mosel Am frühen Samstagmorgen trafen sich die Fahrtteilnehmer gut gelaunt am Busbahnhof in Oberbarmen. Das Wetter meinte es an diesem Morgen nicht gut mit den Teilnehmern und schickte typisch bergisches Schmuddelwetter. Es konnte nur besser werden. Nach herzlicher Begrüßung konnte der Bus pünktlich um 7.00 Uhr Richtung Mosel losfahren. Es war sehr ruhig im Bus, da einige die Fahrzeit zum Schlafen nutzen und andere beschäftigten sich still. Jetzt durften wir nur nicht in einen Stau geraten, denn um 10.00 Uhr war die erste Probe im Weingut Prüm angesetzt worden.
Die Mosel stellt das größte Steillagenweinbaugebiet der Welt und mit über 5.300 ha die zweitgrößte Riesling-Anbaufläche weltweit dar. In der Region wurden 2012 insgesamt 669.125 hl Wein produziert. Vielfach dominiert noch heute die bereits seit römischer Zeit bekannte traditionelle Moselpfahlerziehung die Hänge der Weinberge. Die Ruten werden dabei rund gebogen und am unteren Teil der Rebe fixiert. Der Anblick erinnert an ein Herz, weshalb diese Erziehung auch „Herzerziehung“ genannt wird. Die Mosel ist das älteste Weinanbaugebiet Deutschlands. Wer jedoch meint, es läge ein verstaubter Schleier über den steilen Lagen, der irrt gewaltig. Große Namen verbinden sich hier mit innovativen, jungen Weinanbaubetrieben. Eines ist gewiss: Die Menschen hinter den Weinen sind ebenso spannend und interessant wie die von ihnen gepflegten Gewächse.
Dort gibt es tatsächlich viele schöne und bekannte Sonnenuhren. Sie stammen teilweise aus dem 17. Jahrhundert. Am bekanntesten ist wohl die Wehlener Sonnenuhr, die stolz im sonnigen Rebenhang gegenüber dem Weinort thront. Errichtet wurde sie 1842 vom Weinbergsbesitzer Jodocus Prüm und ist noch heute im Familienbesitz. Sie zeigt, wie alle alten Sonnenuhren die wahre Ortszeit an, das heißt, wenn die Sonne ihren Höchststand über Wehlen erreicht hat, fällt der Zeigerschatten auf die Zwölf. Die Mitteleuropäische Zeit (MEZ), die erst 1893 verbindlich eingeführt wurde, differiert hier am 7. Längengrad um 32 Minuten. Die Sonnenuhr geht also je nach Jahreszeit fast eine halbe Stunde vor oder nach.
Von dort ging es weiter auf den Speicher. Dieser wurde in der sogenannten Zollinger Bauweise gebaut und war früher eine Heulagerstätte mit einer kleinen Mansardenwohnung. Ende der 1990er Jahre wurde das Gewölbe mit Hochdruck gereinigt und 2000 von außen isoliert und neu gedeckt. Er wird als Festsaal benutzt und wir durften unsere Probe mit 10 Weinen dort genießen. Auf blauem Schiefer ist der erste Wein „Prüm Blue“ gewachsen. Danach folgte die „Wehlener Sonnenuhr Devon“, der auf grauem Schiefer gewachsen ist. Ebenso wuchs der „Graacher Dompropst Prevot“ auf grauem Schiefer. Der 4. Wein, auch von der Sonnenuhr, eine Wehlener Sonnenuhr Alte Reben 2011 Riesling GG trocken, wuchs in einem alten Weinberg, der mit 10.000 bis 12.000 Stöcken besetzt ist. Die Trauben dieser Stöcke sind lockerer, die Beeren kleiner und die Farbe kräftiger. Sie sind außerdem virusverseucht und daher nicht mehr für die Vermehrung geeignet. Auf modernen Anlagen wachsen heute je Hektar 5.000 Stöcke. Der älteste gereichte Wein war eine „Wehlener Sonnenuhr“ Riesling Spätlese Fass 24 aus dem Jahr 2001. Nicht viel jünger, nämlich von 2002 war das „Graacher Himmelreich“ Riesling Eiswein Fass 56. Laut Frau Prüm gehen 95 % der Weine ins Ausland - Asien, USA, Skandinavien. Der Rest ist für den deutschen Markt. Nach einer stärkenden Vesper ging es für uns weiter nach Traben-Trarbach. Dort angekommen, stellte Herr Hoffmann fest, dass das Touristenbüro sich in der Zeit geirrt hatte und somit unsere Führung durch die Unterwelt von Traben-Trarbach ausfallen musste.
Mit Vorfreude auf unser abendliches Menü machten wir uns auf den Weg
nach Bremm und checkten in unser Hotel ein. Dort wartete auf uns ein
sechsgängiges Menü mit Weinen des Weingutes Franzen. Hier in Bremm
liegt die berühmte Weinlage „Bremmer Calmont“. Das Markenzeichen dieser Region ist Spätestens jetzt ist wohl jedem klar, was die Bremmer Winzer an den Weinberghängen dieser speziellen Steilstlage Tag für Tag leisten. Harte Handarbeit und viel Schweiß verlangt der Berg von den Winzern, die hier z.T. schon Bergsteigerqualitäten erbringen müssen um ihre Arbeit in diesen Steillagen zu verrichten. Im Steillagenweinbau ist genau wie schon vor vielen Generationen noch immer traditionelle Handarbeit gefordert. Mehrmals im Jahr müssen die Winzer den Hang und die zahlreichen steilen Treppen und Klettersteige hinauf und hinunter um die notwendigen Arbeiten wie Schneiden, Düngen oder Binden zu verrichten. Jedoch die Natur belohnt die Winzer für ihre harte Plackerei. Der karge Schieferboden und die besonderen kleinklimatischen Bedingungen lassen hier die einzigartigen und weltweit berühmten filigranen Moselrieslinge gedeihen. Die Erntemengen sind zwar im Gegensatz zu anderen Weinbaugebieten relativ gering, aber die Weine zeichnen sich durch eine hervorragende Qualität sowie eine große Fülle an Aromen und Fruchtnoten aus.
Neben dem Riesling baut Kilian Franzen auch andere weiße Rebsorten wie Weißburgunder, Chardonnay und die sehr alte Rebsorte Elbling an. Die Philosophie von Kilian Franzen ist es, authentische, mineralische
und gehaltvolle Wir ließen uns das köstliche Menü mit den begleitenden Weinen schmecken und lauschten den Berichten der Winzerin. Ein Wein hieß „Der Sommer war sehr groß“ und stammt aus dem Gedicht „Der Herbsttag“ von Rainer Maria Rilke. Der Name dieses Weines wurde in dem Jahr geboren, als der Vater des jungen Winzers tödlich im Calmont verunglückte. Dadurch mussten die jungen Winzer Kilian und seine Frau Angelina Franzen das Weingut 2010 übernehmen, obwohl sie mit ihrem Studium noch nicht fertig waren. Die hohen Belastungen durch Studium und Weingut waren auf Dauer nicht durchzustehen und so brachen sie ihr Studium ab, um sich ganz dem Weingut widmen zu können.
Heinz Schneider und seine Kollegen leben und arbeiten dabei im Bewusstsein einer jahrhundertelangen Weinbautradition. Die Kultivierung uralter Rieslingrebstöcke, die Anpflanzung hier längst vergessener roter Reben und das Erproben neuer Sorten bedeuten für ihn keinen Widerspruch, sondern gehen Hand in Hand: Das Weingut Heinz Schneider lässt damit eine Idee aufleben, die zurück reicht bis in die Römerzeit. Das Weingut selbst hat eine interessante Historie zu bieten. Im 17. Jahrhundert als Nonnenkloster mit Zehnthof im Ortskern von Leiwen erbaut, verstrahlt es noch heute ein wenig den Hauch der Geschichte. Die vierhundert Jahre alten Gewölbekeller sind bis heute erhalten geblieben
und bilden Herr Schneider begrüßte uns mit einem Sedimentgestein Spätburgunder Rosé Sekt. Im Jahr werden vom Weingut insgesamt 100.000 Flaschen Wein und Sekt produziert. 1/3 entfällt davon auf Rotwein. Zur Einstimmung auf die Rotweine reichte uns Kultur- und Weinbotschafterin Heidi Spang jetzt einen Schieferperlen Secco Rosé. Die Rotweine des Weingutes liegen ca. 2 Wochen auf der Maische. Der Winzer gibt seinen Weinen Zeit. Er füllt seine Rotweine nicht schon im Folgejahr, sondern füllt z.B. im August/September 2016 erst den Jahrgang 2014. Er reichte uns einen Schiefergestein Cuvée von 2014, der gut zu gegrilltem oder gebratenem Fisch passt. Der nachfolgende Dornfelder stammt aus dem Jahrgang 2013. Er berichtete uns, dass diese Sorte ursprünglich eher als Deckwein benutzt wurde, um bei anderen Sorten die Farbe zu verbessern. Er gedeiht auf vielen verschiedenen Böden. Hiernach folgte ein Regent von 2013. Eine Piwi-Sorte, die sehr gut für Cuveés verwendet werden kann, da er gut abrundet. Aus einer typischen Steillage an der Mosel stammte unser nächster Wein, ein Blauer Spätburgunder von 2013. Ein Terra Lapidis (Lapidis = Stein) Spätburgunder trocken, der länger auf der Maische lag und unfiltriert ist, folgte. Zum Vergleich dazu ein Terra Lapidis Edition Noir. Den Abschluss bildete ein Terra Lapidis Regent Barrique, der in 1. Belegung 21 Monate im Barrique liegen durfte.
Nach dem Mittagessen auf der Sonnen-Terrasse eines guten Reiler Restaurants gingen wir zu Fuß zum Riesling-Steillagen-Weingut Melsheimer in Reil. Dieses Weingut wird ökologisch bewirtschaftet und ist Mitglied bei ECOVIN. Der ECOVIN-Verband bietet seit 20 Jahren Transparenz in Weinanbau und Weinbereitung. In der Praxis bedeutet dies, dass sich die Mitglieder dieses Verbandes verpflichten die strengen ökologischen Richtlinien einzuhalten. Sie betrachten den Weinberg als ganzheitliches Ökosystem, in dem die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen erhalten und die Bodenfruchtbarkeit durch geeignete Kulturmaßnahmen gewährleistet wird. Der Ökowinzer verzichtet ganz auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel und verwendet stattdessen nur natürliche Rohstoffe. Er schont Boden, Stock und Traube, indem er viele Arbeitsschritte von Hand erledigt.
Die »Steilstlagen« der Mosel gelten als besonders wertvolles Kulturgut. Moselweit fallen nur 5 % der Weinberghänge in diese Kategorie. Bei Melsheimers machen diese Steilstlagen rund die Hälfte der Betriebsrebfläche aus! Die Arbeit an ihren Reben ist daher mit sehr viel harter Arbeit verbunden. Der Weinbau auf den mit uralten Trockenmauern gesicherten Hängen ist extrem aufwändig, oft mit abenteuerlicher Kletterei verbunden und praktisch reine Handarbeit. Dafür liefern diese Lagen dann aber auch feinste Weine. Hier selektiert Torsten Melsheimer von bis zu 80 Jahre alten, extrem tief wurzelnden Rebstöcken seine besten Auslesen und Beerenauslesen, aber auch die kerngesunden, goldgelben Trauben für die trockenen Weine. Thorsten Melsheimer baut ausschließlich Riesling an, sieht man von Versuchsanlagen mit pilzresistenten Rebsorten ab. Die Weine werden ganz natürlich vergoren, ohne Reinzuchthefen, ohne
Erwärmung und Ein Riesling-Sekt aus traditioneller Flaschengärung vom Mullay-Hofberg, der zwischen 6 und 10 Monaten vergoren wurde und dann ein Jahr auf der Hefe lag, wurde uns zu Beginn gereicht. 20 % der Produktion des Weingutes entfallen auf Sekt. Zu den nachfolgenden Weinen gab es Brot und einen köstlichen Speckkuchen. Zum Start ein Gutsriesling von 2014, der im Gault Millau WeinGuide 2016 als einer der besten Gutsweine Deutschlands beschrieben wird und von sechs verschiedenen Lagen stammt. Vom Reiler Mullay-Hofberg tranken wir einen „MOLUN“ Riesling von 2014, der ein Jahr im Holzfass gereift ist. Ein sogenannter Wine naturelle mit Namen „VADE RETRO“ 2014 (Name kommt von Teufel entweiche auf Lateinisch), der weder gefiltert noch gepumpt wurde und keinen Schwefelzusatz enthält. Ein feinherber Riesling Kabinett 2014 erfreute dann unsere Gaumen. Danach wurden wir in den Keller geführt. Dort verwöhnte man uns mit einem „SCHÄF“ Riesling Spätlese 2014. Der Keller ist 350 Jahre alt und es lagern dort 60 Holzfässer. Das älteste Fass ist von 1940. Der Winzer kauft kontinuierlich neue Fässer dazu, damit nicht zu viele Fässer einmalig angeschafft werden müssen. Sonst würde der Wein stark nach Holz schmecken. Ungefähr einmal im Monat probiert er den kompletten Keller durch, wobei er manche Fässer phasenweise, auch wöchentlich probiert. Fässer, die schon lange liegen, dann sogar nur alle halbe Jahr. Weiter ging es zum Höhepunkt in die Schatzkammer. Die „dreckigen“ Flaschen stammen noch von seinem Vater. Sie wurden beim Hochwasser 1993 in Moselwasser „gebadet“. Der komplette Keller stand unter Wasser. Eine Riesling Auslese von 2015, die aus 100 % Botrytistrauben gekeltert wurde, was man aber nicht schmeckt, da der Wein vor der Gärung filtriert wurde, bildete den Abschluss dieser Probe. Die Ernte der Trauben zog sich über 4 bis 5 Wochen hin. Von der Gesamtproduktion des Weingutes von 60.000 Flaschen entfallen 10 % auf Süßweine.
Beilstein gilt als einer der schönsten und romantischsten Orte an der Mosel. Mit seinen etwa 140 Einwohnern auch einer der kleinsten. Von vielen Besuchern wird es deshalb auch gerne liebevoll das „Dornröschen der Mosel“ genannt. Umrahmt von zwei Bachläufen, die sich aus den Hunsrückhöhen ihren Weg in die Mosel suchen liegt das Städtchen unter der immer noch imposanten Ruine der Burg Metternich. Bei einem Rundgang durch Beilstein wird dem Besucher schnell klar, warum der Ort, der mit seinen anheimelnden Fachwerkhäusern und verwinkelten Gassen mittlerweile komplett unter Denkmalschutz steht, schon oft als Filmkulisse diente. Heinz Rühmann residierte im Film "Wenn wir alle Engel wären" im heutigen Gästehaus der Winzerschenke und Willi Millowitsch schritt als "Der wahre Jakob" so manches Mal die Klostertreppe auf und ab. Zuletzt diente Beilstein 1998 in einer Produktion der englischen BBC als Drehort des Historienfilms "Vanity Fair". Die Altstadt - ehedem umschlossen von der ab 1310 errichteten Stadtmauer - gewährt auch heute noch durch zahlreiche historische Bauten einen guten Einblick in eine mittelalterliche Stadt. Sehenswert sind insbesondere der malerische Marktplatz von 1322 mit dem ehemaligen Zehnthaus, der früheren Pfarrkirche St. Christophorus und der alten fürstgräflichen Kellerei aus dem 18. Jahrhundert. Beilstein lebte jahrhundertelang vom Weinbau. Die bekanntesten Lagen sind Silberberg und Schlossberg. Bittere Armut unter Bauern und Winzern bis weit in das 20. Jahrhundert hinein ließ kaum einen Gedanken an bauliche Veränderungen in der Stadt zu. Daher blieb das mittelalterliche Stadtbild fast unberührt, was zu dem unverwechselbaren Charme Beilsteins führt, dem sich kaum einer seiner Besucher entziehen kann.
Danach hieß es einsteigen und Abschied nehmen. Wir danken herzlich Herrn Rudolf Hoffmann für die gute Organisation der Reise und allen, die zum guten Gelingen beigetragen haben. Text: Rudolf Hoffmann und Simone Paletta Zurück |