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S T U D I E N F A H R T E N 2016

Studienfahrt vom 25. - 26. Juni an die Mosel

Am frühen Samstagmorgen trafen sich die Fahrtteilnehmer gut gelaunt am Busbahnhof in Oberbarmen. Das Wetter meinte es an diesem Morgen nicht gut mit den Teilnehmern und schickte typisch bergisches Schmuddelwetter. Es konnte nur besser werden. Nach herzlicher Begrüßung konnte der Bus pünktlich um 7.00 Uhr Richtung Mosel losfahren. Es war sehr ruhig im Bus, da einige die Fahrzeit zum Schlafen nutzen und andere beschäftigten sich still. Jetzt durften wir nur nicht in einen Stau geraten, denn um 10.00 Uhr war die erste Probe im Weingut Prüm angesetzt worden.

Wehlener SonnenuhrDas Moseltal ist ein Weinparadies erster Güte und gehört zu den schönsten Landschaften Deutschlands. Schon zur Zeit der Kelten und Römer wusste man, wo es sich gut leben lässt. Das milde, fast südländische Klima, die unterschiedlichsten Böden und Terroirs, alles passt hier bestens zusammen, damit nicht nur der Wein gut gedeiht. Der Wein prägt seit Jahrhunderten als uraltes Kulturgut die Weinberge und Rebhänge entlang der Mosel. Die mit ihm verbundene Lebensfreude animierte schon so manchen Dichter und Künstler zu ungeahnten geistigen Höhenflügen. Als die Römer vor gut 2000 Jahren das Rhein- und Moseltal eroberten, hatten sie neben ihrer militärischen Ausrüstung auch Rebstöcke in ihrem Marschgepäck. Diese botanischen „Einwanderer“ breiteten sich aus und dominieren heute hügelauf und hügelab das Landschaftsbild und versorgen die Weinkeller an der Mosel mit so manch edlem Tropfen.

Die Mosel stellt das größte Steillagenweinbaugebiet der Welt und mit über 5.300 ha die zweitgrößte Riesling-Anbaufläche weltweit dar. In der Region wurden 2012 insgesamt 669.125 hl Wein produziert. Vielfach dominiert noch heute die bereits seit römischer Zeit bekannte traditionelle Moselpfahlerziehung die Hänge der Weinberge. Die Ruten werden dabei rund gebogen und am unteren Teil der Rebe fixiert. Der Anblick erinnert an ein Herz, weshalb diese Erziehung auch „Herzerziehung“ genannt wird.

Die Mosel ist das älteste Weinanbaugebiet Deutschlands. Wer jedoch meint, es läge ein verstaubter Schleier über den steilen Lagen, der irrt gewaltig. Große Namen verbinden sich hier mit innovativen, jungen Weinanbaubetrieben. Eines ist gewiss: Die Menschen hinter den Weinen sind ebenso spannend und interessant wie die von ihnen gepflegten Gewächse.

Weingut PrümSo gut wie pünktlich kamen wir am Weingut „S.A. Prüm“ (VDP) an und wurden von Herrn Hoffmann (Vinartours), der die Reise für uns organisierte, begrüßt. Er gab das Wort weiter an die Önologin Frau Saskia Prüm, die nach ihrem Studium Weinbau & Önologie im Jahr 2005 in das Weingut einstieg. Das Weingut bewirtschaftet 34 ha und baut ausschließlich Riesling aus. Die Geschichte des Gutes reicht bis ins Jahr 1156 zurück. Die Weinberge liegen direkt gegenüber des Betriebes auf der anderen Seite der Mosel. Ausschließlich in den besten Lagen des Weinbaugebietes. Seit 2016 gehören auch Weinberge an Saar und Ruwer zum Weingut. Die Wehlener Sonnenuhr, dort herrscht grauer Schiefer vor, ist weltbekannt für ihre Weine. In Richtung Bernkastel verändert sich der Schiefer, er wird blau.

Dort gibt es tatsächlich viele schöne und bekannte Sonnenuhren. Sie stammen teilweise aus dem 17. Jahrhundert. Am bekanntesten ist wohl die Wehlener Sonnenuhr, die stolz im sonnigen Rebenhang gegenüber dem Weinort thront. Errichtet wurde sie 1842 vom Weinbergsbesitzer Jodocus Prüm und ist noch heute im Familienbesitz. Sie zeigt, wie alle alten Sonnenuhren die wahre Ortszeit an, das heißt, wenn die Sonne ihren Höchststand über Wehlen erreicht hat, fällt der Zeigerschatten auf die Zwölf.

Die Mitteleuropäische Zeit (MEZ), die erst 1893 verbindlich eingeführt wurde, differiert hier am 7. Längengrad um 32 Minuten. Die Sonnenuhr geht also je nach Jahreszeit fast eine halbe Stunde vor oder nach.

WG Prüm WeinkellerDann gingen wir in den historischen Teil des Kellers. Dort können 80 Holzfässer, das Moselfuder (1000 Liter) gelagert werden. Bei Hochwasser müssen die Fässer im Keller bleiben. Sie müssen voll belegt sein und werden zur Decke hin gesteipt (verkeilt), damit sie vom Wasser nicht gegen die Decke gedrückt werden. Das letzte Hochwasser war im Jahr 1993. Im März 2017 erhält das Weingut 20 neue Fässer aus der Pfalz, die bis zum Herbst gewässert werden, damit der starke Holzgeschmack gemildert wird. Vornehmlich die Großen Gewächse werden hier ausgebaut. Seit 2000 werden im modernen Teil des Kellers, der 1998 gebaut wurde, auch Weine in Edelstahltanks ausgebaut. Sie haben verschiedene Größen von 350 bis 10.000 Litern. Die Vergärung findet komplett im modernen Teil des Kellers statt. Reinzuchthefen werden für die Basisweine verwendet und die hochwertigen Weine werden spontan vergoren. Für restsüße Weine wird die Gärung unterbrochen.

Weingut PrümWir wurden in die Vinothek geführt. Dort steht zur Dekoration die alte Korbpresse. Damit kann sehr schonend gepresst werden und es entstehen weniger Trübstoffe als mit der heutigen Methode.

Von dort ging es weiter auf den Speicher. Dieser wurde in der sogenannten Zollinger Bauweise gebaut und war früher eine Heulagerstätte mit einer kleinen Mansardenwohnung. Ende der 1990er Jahre wurde das Gewölbe mit Hochdruck gereinigt und 2000 von außen isoliert und neu gedeckt. Er wird als Festsaal benutzt und wir durften unsere Probe mit 10 Weinen dort genießen. Auf blauem Schiefer ist der erste Wein „Prüm Blue“ gewachsen. Danach folgte die „Wehlener Sonnenuhr Devon“, der auf grauem Schiefer gewachsen ist. Ebenso wuchs der „Graacher Dompropst Prevot“ auf grauem Schiefer. Der 4. Wein, auch von der Sonnenuhr, eine Wehlener Sonnenuhr Alte Reben 2011 Riesling GG trocken, wuchs in einem alten Weinberg, der mit 10.000 bis 12.000 Stöcken besetzt ist. Die Trauben dieser Stöcke sind lockerer, die Beeren kleiner und die Farbe kräftiger. Sie sind außerdem virusverseucht und daher nicht mehr für die Vermehrung geeignet. Auf modernen Anlagen wachsen heute je Hektar 5.000 Stöcke. Der älteste gereichte Wein war eine „Wehlener Sonnenuhr“ Riesling Spätlese Fass 24 aus dem Jahr 2001. Nicht viel jünger, nämlich von 2002 war das „Graacher Himmelreich“ Riesling Eiswein Fass 56. Laut Frau Prüm gehen 95 % der Weine ins Ausland - Asien, USA, Skandinavien. Der Rest ist für den deutschen Markt. Nach einer stärkenden Vesper ging es für uns weiter nach Traben-Trarbach.

Dort angekommen, stellte Herr Hoffmann fest, dass das Touristenbüro sich in der Zeit geirrt hatte und somit unsere Führung durch die Unterwelt von Traben-Trarbach ausfallen musste.

Weingut WolfHerr Hoffmann organisierte geschwind einen Vorzug der nächsten Weinprobe. Auf ging es nach Wolf zum Bio-Weingut und Kirchenweingut-Wolf in Wolf, einem Vorort von Traben-Trarbach. Dort wurden wir in den Weinkeller unter der Wolfer Kirche geführt und stießen dort mit einem „Klosterherren Riesling Sekt Brut“ an. Das Weingut wurde bereits im späten Mittelalter von einer Bruderschaft (Brüder des gemeinsamen Lebens) gegründet, die 1478 in das Wolfer Kloster hoch über dem Ort einzogen. Den Weinkeller, den sie für den Ausbau der Weine benötigten, erbauten sie jedoch nicht in der Nähe der Bergkirche, sondern unten im Ort Wolf. Mit dem Bau des Kellers wurde 1488 begonnen. Knapp 200 Jahre später wurde 1685 die heutige Wolfer Kirche über diesem alten Gewölbekeller errichtet. Das Kirchengut Wolf besitzt somit den einzigen bisher bekannten Weinkeller, der direkt unter einer Kirche liegt. Es wird seit 2001 von Markus Boor bewirtschaftet und neben Riesling werden auch Weißburgunder, Rivaner und Spätburgunder angebaut.

WG WolfDas Weingut ist weiterhin Mitglied der Winzervereinigung „Klitzekleiner Ring“, einem Zusammenschluss von neun Weingütern in der Umgebung von Traben-Trarbach, die gemeinschaftlich im Rahmen ihres Projektes zur Rettung und Pflege wertvoller Steil- und Steilstlagen an der Mosel Weine in Steilstlagen erzeugen. In Lagen, die sonst nicht mehr bewirtschaftet und somit verbuschen würden. Der „Klitzekleine Ring“ hilft somit aktiv ein fast einmaliges weinbauliches Erbe zu sichern. Eine wunderbare Idee und Initiative, die auf praktische, nachhaltige und sehr schmackhafte Art und Weise einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Erhalt einer der großartigsten Kulturlandschaften in der Welt des Weines leistet. Jedes Jahr baut ein anderer Winzer dieses Ringes einen Wein für die Bergrettung aus.

WG Louis KleinVom Keller unter der Kirche fuhren wir zum zweiten Weingut „ Louis Klein“ des Winzers bzw. seiner Frau, das in Traben-Trarbach liegt. Dort führten uns Herr Boor und seine Frau durch die Weine des Kirchenweingut-Wolf. Es gab unter anderem einen „U-Boot Wein“, ein Riesling Kabinett trocken Wolfer Goldgrube. Zwei Weine der Bergrettung, von verschiedenen Winzern des Ringes ausgebaut, ließen wir uns munden.

Mit Vorfreude auf unser abendliches Menü machten wir uns auf den Weg nach Bremm und checkten in unser Hotel ein. Dort wartete auf uns ein sechsgängiges Menü mit Weinen des Weingutes Franzen. Hier in Bremm liegt die berühmte Weinlage „Bremmer Calmont“.
Der Bereich Bernkastel-Kues und Cochem wird als Mittel- oder auch Terrassenmosel bezeichnet. Er ist das Herzstück des Anbaugebietes Mosel mit vielen bekannten Weinbaugemeinden und berühmten Weinbergslagen.

Das Markenzeichen dieser Region istBremmer Calmont der Bremmer Calmont. Wie wir schon des Öfteren erfahren durften, ist die Arbeit in den Moselweinbergen nicht sehr romantisch. Dies gilt ganz besonders für die Weinlage Bremmer Calmont. Gegenüber der Klosterruine Stuben ragt sie steil, schroff und imposant zwischen den beiden Weinbauorten Bremm und Ediger-Eller an der Mosel empor. Eine eindrucksvolle und einmalige Natur- und Kulturlandschaft eröffnet sich hier am Prallhang der engsten Schleife der Mosel dem Besucher. Die schroffen Weinbergslagen des Calmonts sind mit einer Hangneigung von bis zu 60 Grad die steilsten Weinberglagen Europas. Blickt man vom Fuß der Weinberge am Moselufer empor in die zerklüfteten Hänge des Calmont, kann man sich gut die Mühen und die harte Arbeit des Steillagenweinbaus vorstellen. Die vielen kleinen durch Trockenmauern und steile Schieferfelsen unterbrochenen und mit Reben bewachsenen Terrassenflächen prägen hier eine Weinkulturlandschaft von ganz besonderem Reiz.

Spätestens jetzt ist wohl jedem klar, was die Bremmer Winzer an den Weinberghängen dieser speziellen Steilstlage Tag für Tag leisten. Harte Handarbeit und viel Schweiß verlangt der Berg von den Winzern, die hier z.T. schon Bergsteigerqualitäten erbringen müssen um ihre Arbeit in diesen Steillagen zu verrichten. Im Steillagenweinbau ist genau wie schon vor vielen Generationen noch immer traditionelle Handarbeit gefordert. Mehrmals im Jahr müssen die Winzer den Hang und die zahlreichen steilen Treppen und Klettersteige hinauf und hinunter um die notwendigen Arbeiten wie Schneiden, Düngen oder Binden zu verrichten.

Jedoch die Natur belohnt die Winzer für ihre harte Plackerei. Der karge Schieferboden und die besonderen kleinklimatischen Bedingungen lassen hier die einzigartigen und weltweit berühmten filigranen Moselrieslinge gedeihen. Die Erntemengen sind zwar im Gegensatz zu anderen Weinbaugebieten relativ gering, aber die Weine zeichnen sich durch eine hervorragende Qualität sowie eine große Fülle an Aromen und Fruchtnoten aus.

WG Franzen9,3 Hektar müssen Kilian und Angelina Franzen vom Weingut Franzen jedes Jahr bewirtschaften. Besonders die steilste Lage, der Bremmer Calmont, ist schwer zu bearbeiten, bietet aber beste Voraussetzungen für einen naturnahen Weinausbau. Hoch über der Terrassenmosel gelegen, besitzt der Bremmer Calmont warme, trockene, nach Süden abfallende Steilhänge mit Devonschiefer und Quarziteinlagerungen, die die Sonne speichern und sie an die Reben abgeben. Zusammen geben sie jeden Tag ihr Bestes um der berühmten Lage gerecht zu werden. Und das mit großem Erfolg! Die Rieslinge aus dem Bremmer Calmont sind fein und filigran, mit beeindruckender Mineralität und einer herrlichen Kraft.

Neben dem Riesling baut Kilian Franzen auch andere weiße Rebsorten wie Weißburgunder, Chardonnay und die sehr alte Rebsorte Elbling an.

Die Philosophie von Kilian Franzen ist es, authentische, mineralische und gehaltvolleMenu bei Franzen Weine zu erzeugen. Der Arbeit im Keller und im Weinberg widmet er viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit, um so aus jedem Jahrgang das Beste herauszuholen. Die Weine werden spontan vergoren und die Säure biologisch abgebaut. Die Ereignisse jedes Jahres, seien sie klein oder groß, eher banal oder dramatisch, sollen Spuren in den Weinen hinterlassen. Jeder Wein soll seine Geschichte erzählen – von dem Boden, auf dem die Trauben gewachsen sind, vom Wetter des jeweiligen Jahrgangs, vom Keller, in dem er reift, und nicht zuletzt von den Menschen und deren Philosophie, die dahinterstehen.

Wir ließen uns das köstliche Menü mit den begleitenden Weinen schmecken und lauschten den Berichten der Winzerin. Ein Wein hieß „Der Sommer war sehr groß“ und stammt aus dem Gedicht „Der Herbsttag“ von Rainer Maria Rilke. Der Name dieses Weines wurde in dem Jahr geboren, als der Vater des jungen Winzers tödlich im Calmont verunglückte. Dadurch mussten die jungen Winzer Kilian und seine Frau Angelina Franzen das Weingut 2010 übernehmen, obwohl sie mit ihrem Studium noch nicht fertig waren. Die hohen Belastungen durch Studium und Weingut waren auf Dauer nicht durchzustehen und so brachen sie ihr Studium ab, um sich ganz dem Weingut widmen zu können.

WG SchneiderAm Sonntag hieß es, zum Leidwesen einiger Mitreisenden, früh aufstehen. Denn um 8.00 Uhr fuhr bereits der Bus. Unser Ziel war das Weingut Schneider in Leiwen. Hier besuchten wir einen der ersten Pioniere im Mosel-Rotweinbau der Neuzeit, den Winzer Heinz Schneider. Wenn man Biologen und Historikern glauben darf, so entwickelten sich die Weißweintrauben durch permanente Mutation aus roten Trauben hin zu weißen Trauben. Bestes Beispiel sind da die Burgundersorten. Man kann also annehmen, dass auch in römischer Zeit Weinstöcke mit roten Trauben an der Mosel wuchsen. Bedingt durch eine Klimaverschlechterung im ausgehenden Mittelalter setzten sich dann jedoch die klimatisch robusteren weißen Sorten durch. Ab 1933 wurde dann an der Mosel der Anbau von roten Rebsorten sogar offiziell von den Nationalsozialisten verboten. Die Mosel wurde erst damals zum typischen Riesling-Anbaugebiet, wie wir es heute kennen. Zugelassen waren damals immerhin 20 Weißweinsorten, von denen die meisten jedoch gar nicht geeignet für das moseltypische Klima und Moselterroir waren und deshalb wieder aus den Weinbergen verschwanden. Es dauerte dann noch bis 1986, bis endlich das Rotwein-Verbot ein Ende hatte. Einige beherzte Winzer wie Heinz Schneider machten sich daraufhin sogleich ans Werk endlich wieder Rotweinstöcke zu pflanzen.

Heinz Schneider und seine Kollegen leben und arbeiten dabei im Bewusstsein einer jahrhundertelangen Weinbautradition. Die Kultivierung uralter Rieslingrebstöcke, die Anpflanzung hier längst vergessener roter Reben und das Erproben neuer Sorten bedeuten für ihn keinen Widerspruch, sondern gehen Hand in Hand: Das Weingut Heinz Schneider lässt damit eine Idee aufleben, die zurück reicht bis in die Römerzeit.

Das Weingut selbst hat eine interessante Historie zu bieten. Im 17. Jahrhundert als Nonnenkloster mit Zehnthof im Ortskern von Leiwen erbaut, verstrahlt es noch heute ein wenig den Hauch der Geschichte.

Die vierhundert Jahre alten Gewölbekeller sind bis heute erhalten geblieben und bildenWG Schneider das Herzstück eines in aufwändiger Eigenarbeit restaurierten Weingutes. Wo früher spartanisches Klosterleben herrschte, bilden heute Natursteinmauern und mediterranes Interieur den stilvollen Rahmen für inspirierende Weinproben. Im alten Gewölbekeller lagern zudem Weine in Eichenfässern und der Sekt gärt in Hunderten von Einzelflaschen.

Herr Schneider begrüßte uns mit einem Sedimentgestein Spätburgunder Rosé Sekt. Im Jahr werden vom Weingut insgesamt 100.000 Flaschen Wein und Sekt produziert. 1/3 entfällt davon auf Rotwein. Zur Einstimmung auf die Rotweine reichte uns Kultur- und Weinbotschafterin Heidi Spang jetzt einen Schieferperlen Secco Rosé. Die Rotweine des Weingutes liegen ca. 2 Wochen auf der Maische. Der Winzer gibt seinen Weinen Zeit. Er füllt seine Rotweine nicht schon im Folgejahr, sondern füllt z.B. im August/September 2016 erst den Jahrgang 2014. Er reichte uns einen Schiefergestein Cuvée von 2014, der gut zu gegrilltem oder gebratenem Fisch passt. Der nachfolgende Dornfelder stammt aus dem Jahrgang 2013. Er berichtete uns, dass diese Sorte ursprünglich eher als Deckwein benutzt wurde, um bei anderen Sorten die Farbe zu verbessern. Er gedeiht auf vielen verschiedenen Böden. Hiernach folgte ein Regent von 2013. Eine Piwi-Sorte, die sehr gut für Cuveés verwendet werden kann, da er gut abrundet. Aus einer typischen Steillage an der Mosel stammte unser nächster Wein, ein Blauer Spätburgunder von 2013. Ein Terra Lapidis (Lapidis = Stein) Spätburgunder trocken, der länger auf der Maische lag und unfiltriert ist, folgte. Zum Vergleich dazu ein Terra Lapidis Edition Noir. Den Abschluss bildete ein Terra Lapidis Regent Barrique, der in 1. Belegung 21 Monate im Barrique liegen durfte.

WeinkelterWir fuhren weiter zur Römerkelter in Piesport. Entlang berühmter Weinlagen geht es die Mosel abwärts. Die Römer waren es, die den Weinbau in großem Stil an die Mosel brachten. Noch heute zeugen unzählige Funde - darunter zahlreiche Kelteranlagen aus römischer Zeit - von der großen Tradition in der Herstellung von vergorenem Rebensaft. In der Nähe des Weinortes Piesport warfen wir einen Blick auf eine der größten römischen Kelteranlage nördlich der Alpen. Direkt zu Füßen der berühmten Steillage "Piesporter Goldtröpfchen" trat 1985 im Zuge der Flurbereinigung eine 44 mal 20 Meter große Anlage aus dem 4. Jahrhundert nach Christus zutage. Die Anlage beweist, wie alt die Weinbautradition an der Mosel ist. Vermutlich bauten schon die keltischen Treverer hier Wein an, doch es waren die Römer, die den Weinbau an der Mosel professionell und im großen Stil betrieben. Frau Spang war mit uns gefahren und erläuterte die Anlage. Sie offerierte uns ein Glas Mulsum (Wein mit römischen Gewürzen), der uns die Römerzeit auch geschmacklich etwas näher kommen ließ. Dieser Wein war ein trockener Riesling, der mit Anis, Kümmel, Honig, Piment und Fenchel gewürzt war. Die Weine der Römer damals waren nicht ganz durchgegoren. Jedem Legionär standen pro Tag 1- 2 Liter Wein zu. Sie hatten einen Alkoholgehalt von 12 - 15 %. Man nimmt an, Weinkelterdass in der großen Kelteranlage von Piesport einst bis zu 130 Arbeiter an den sechs Becken der Anlage mit dem Auspressen des Weins beschäftigt waren. Das hier schon damals bis zu 60.000 Liter Wein verarbeitet wurden. Einmal im Jahr wird in Piesport das römische Kelterfest gefeiert. Die Weinkönigin und -prinzessinnen waschen den Kelterknechten die Füße, da sie die Trauben mit Füßen treten. Nach diesem interessanten Ausflug in die Römerzeit fuhren wir auf einer Panoramastraße die Mosel entlang, die uns herrliche Ausblicke schenkte. Unterwegs erzählte uns Herr Hoffmann etwas über die Deutsche Zollunion. Durch Öffnung der Grenzen und den dadurch bedingten freien Handel erfuhr der Weinhandel einen Aufschwung. Wir legten einen Stopp für unser Mittagessen ein und hatten von der Terrasse einen herrlichen Blick auf die Mosel.

Nach dem Mittagessen auf der Sonnen-Terrasse eines guten Reiler Restaurants gingen wir zu Fuß zum Riesling-Steillagen-Weingut Melsheimer in Reil. Dieses Weingut wird ökologisch bewirtschaftet und ist Mitglied bei ECOVIN. Der ECOVIN-Verband bietet seit 20 Jahren Transparenz in Weinanbau und Weinbereitung. In der Praxis bedeutet dies, dass sich die Mitglieder dieses Verbandes verpflichten die strengen ökologischen Richtlinien einzuhalten. Sie betrachten den Weinberg als ganzheitliches Ökosystem, in dem die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen erhalten und die Bodenfruchtbarkeit durch geeignete Kulturmaßnahmen gewährleistet wird. Der Ökowinzer verzichtet ganz auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel und verwendet stattdessen nur natürliche Rohstoffe. Er schont Boden, Stock und Traube, indem er viele Arbeitsschritte von Hand erledigt.

WG MeilsheimerSeit fünf Generationen - und somit rund 200 Jahren - baut Familie Melsheimer in den Steilhängen rund um Reil feine Rieslingweine an. Heute leitet Thorsten Melsheimer gemeinsam mit seiner Frau Stefanie das Weingut, unterstützt von seinen Eltern und seinen drei Kindern. Ein Familienbetrieb im »alten Stil« - doch dabei höchst lebendig und biodynamisch!

Die »Steilstlagen« der Mosel gelten als besonders wertvolles Kulturgut. Moselweit fallen nur 5 % der Weinberghänge in diese Kategorie. Bei Melsheimers machen diese Steilstlagen rund die Hälfte der Betriebsrebfläche aus! Die Arbeit an ihren Reben ist daher mit sehr viel harter Arbeit verbunden. Der Weinbau auf den mit uralten Trockenmauern gesicherten Hängen ist extrem aufwändig, oft mit abenteuerlicher Kletterei verbunden und praktisch reine Handarbeit. Dafür liefern diese Lagen dann aber auch feinste Weine. Hier selektiert Torsten Melsheimer von bis zu 80 Jahre alten, extrem tief wurzelnden Rebstöcken seine besten Auslesen und Beerenauslesen, aber auch die kerngesunden, goldgelben Trauben für die trockenen Weine. Thorsten Melsheimer baut ausschließlich Riesling an, sieht man von Versuchsanlagen mit pilzresistenten Rebsorten ab.

Die Weine werden ganz natürlich vergoren, ohne Reinzuchthefen, ohne Erwärmung undWG Meilsheimer Kühlung, ohne Zusatz von Schwefel. Normalerweise werden alle Weine in traditionellen Fuderfässern ausgebaut, nur falls er einmal kleine Mengen an Auslesen erzeugt, kommen diese in kleine Edelstahltanks. Die Vergärung dauert extrem lange, oft über ein Jahr, so dass Thorsten Melsheimer seine Weine oft erst im zweiten Jahr nach der Ernte auf den Markt bringt. Im Normalfall durchlaufen alle trockenen Weine den biologischen Säureabbau. Ein wichtiges weiteres Standbein ist die Sektproduktion: Hier möchte Thorsten Melsheimer die bisher drei Jahre Hefelager in den nächsten Jahren deutlich auf fünf Jahre verlängern. 35 % seiner Weine gehen in den Export.

Ein Riesling-Sekt aus traditioneller Flaschengärung vom Mullay-Hofberg, der zwischen 6 und 10 Monaten vergoren wurde und dann ein Jahr auf der Hefe lag, wurde uns zu Beginn gereicht. 20 % der Produktion des Weingutes entfallen auf Sekt. Zu den nachfolgenden Weinen gab es Brot und einen köstlichen Speckkuchen. Zum Start ein Gutsriesling von 2014, der im Gault Millau WeinGuide 2016 als einer der besten Gutsweine Deutschlands beschrieben wird und von sechs verschiedenen Lagen stammt. Vom Reiler Mullay-Hofberg tranken wir einen „MOLUN“ Riesling von 2014, der ein Jahr im Holzfass gereift ist. Ein sogenannter Wine naturelle mit Namen „VADE RETRO“ 2014 (Name kommt von Teufel entweiche auf Lateinisch), der weder gefiltert noch gepumpt wurde und keinen Schwefelzusatz enthält. Ein feinherber Riesling Kabinett 2014 erfreute dann unsere Gaumen. Danach wurden wir in den Keller geführt. Dort verwöhnte man uns mit einem „SCHÄF“ Riesling Spätlese 2014. Der Keller ist 350 Jahre alt und es lagern dort 60 Holzfässer. Das älteste Fass ist von 1940. Der Winzer kauft kontinuierlich neue Fässer dazu, damit nicht zu viele Fässer einmalig angeschafft werden müssen. Sonst würde der Wein stark nach Holz schmecken. Ungefähr einmal im Monat probiert er den kompletten Keller durch, wobei er manche Fässer phasenweise, auch wöchentlich probiert. Fässer, die schon lange liegen, dann sogar nur alle halbe Jahr. Weiter ging es zum Höhepunkt in die Schatzkammer. Die „dreckigen“ Flaschen stammen noch von seinem Vater. Sie wurden beim Hochwasser 1993 in Moselwasser „gebadet“. Der komplette Keller stand unter Wasser. Eine Riesling Auslese von 2015, die aus 100 % Botrytistrauben gekeltert wurde, was man aber nicht schmeckt, da der Wein vor der Gärung filtriert wurde, bildete den Abschluss dieser Probe. Die Ernte der Trauben zog sich über 4 bis 5 Wochen hin. Von der Gesamtproduktion des Weingutes von 60.000 Flaschen entfallen 10 % auf Süßweine.

BeilsteinNach dieser Probe fuhren wir weiter zum romantischen Weinort Beilstein, um dort in der Winzerschenke an der Klostertreppe bei einer Weinprobe unsere Abendvesper einzunehmen. Die Winzerschenke gehört zum Weingut Sausen. Dort werden im Jahr zwischen 70.000 und 100.000 Flaschen produziert.

Beilstein gilt als einer der schönsten und romantischsten Orte an der Mosel. Mit seinen etwa 140 Einwohnern auch einer der kleinsten. Von vielen Besuchern wird es deshalb auch gerne liebevoll das „Dornröschen der Mosel“ genannt. Umrahmt von zwei Bachläufen, die sich aus den Hunsrückhöhen ihren Weg in die Mosel suchen liegt das Städtchen unter der immer noch imposanten Ruine der Burg Metternich.

Bei einem Rundgang durch Beilstein wird dem Besucher schnell klar, warum der Ort, der mit seinen anheimelnden Fachwerkhäusern und verwinkelten Gassen mittlerweile komplett unter Denkmalschutz steht, schon oft als Filmkulisse diente. Heinz Rühmann residierte im Film "Wenn wir alle Engel wären" im heutigen Gästehaus der Winzerschenke und Willi Millowitsch schritt als "Der wahre Jakob" so manches Mal die Klostertreppe auf und ab. Zuletzt diente Beilstein 1998 in einer Produktion der englischen BBC als Drehort des Historienfilms "Vanity Fair".

Die Altstadt - ehedem umschlossen von der ab 1310 errichteten Stadtmauer - gewährt auch heute noch durch zahlreiche historische Bauten einen guten Einblick in eine mittelalterliche Stadt. Sehenswert sind insbesondere der malerische Marktplatz von 1322 mit dem ehemaligen Zehnthaus, der früheren Pfarrkirche St. Christophorus und der alten fürstgräflichen Kellerei aus dem 18. Jahrhundert. Beilstein lebte jahrhundertelang vom Weinbau. Die bekanntesten Lagen sind Silberberg und Schlossberg. Bittere Armut unter Bauern und Winzern bis weit in das 20. Jahrhundert hinein ließ kaum einen Gedanken an bauliche Veränderungen in der Stadt zu. Daher blieb das mittelalterliche Stadtbild fast unberührt, was zu dem unverwechselbaren Charme Beilsteins führt, dem sich kaum einer seiner Besucher entziehen kann.

WinzerschenkeBei einer rustikalen Vesper probierten wir einen Rivaner Classic 2015, der auf einem lehmigen Kiesboden gewachsen ist. Ein auf Schiefer gewachsener Beilsteiner Schlossberg Riesling Hochgewächs 2015, ein Grauburgunder Classic, ein Rotling QbA feinherb, ein auf Grauschieferboden gewachsener Riesling von alten Reben Spätlese trocken und ein Riesling von alten Reben Spätlese feinherb, alle von 2015, folgten. Die alten Reben sind etwa 70 Jahre alt. Zum krönenden Abschluss gab es eine Breiderner Rüberberger Domherrenberg Auslese edelsüß von 2015, die den goldenen Kammerpreis erhalten hat.

Danach hieß es einsteigen und Abschied nehmen. Wir danken herzlich Herrn Rudolf Hoffmann für die gute Organisation der Reise und allen, die zum guten Gelingen beigetragen haben.

Text: Rudolf Hoffmann und Simone Paletta
Fotos: Rudolf Hoffmann und Michael Düssel



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