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S T U D I E N F A H R T E N 2014

Studienfahrt an die Ahr

Birgit Kaiser und Rosemarie Janik haben in diesem Jahr unsere Studienfahrt organisiert. Nach ca. 1,5 Std. Fahrt erreichen wir das Weingut Burggarten der Familie Schäfer in Weingut BurggartenHeppenheim. Der Betrieb hat ca. 15 ha Rebfläche und gehört mit zu den Top Weingütern an der Ahr. Paul-Josef Schäfer, Winzer in der 4. Generation, begrüßt uns mit einem »2013 Ahr Blanc de Noir Spätlese« – sehr fruchtig, sehr gefällig. Wir erleben eine sehr entspannte Weinprobe: Neben einem Ahr-Weißburgunder und einem Blanc de Noir konzentrieren wir uns auf die Spätburgunder. Wir dürfen acht verschiedene Burgunder verkosten. Das Weingut arbeitet intensiv mit der Natur zusammen und verfolgt konsequent einen integrierten Pflanzenschutz. Paul-Josef Schäfer möchte einen geradlinigen Stil. Er will saubere, sortentypische Rotweine erzeugen, keine »molligen« Rotweine. Im Keller wird gesundes Lesegut verwendet. Nach der Gärung wird der biologische Säureabbau eingeleitet, der größte Anteil der Weine im Holzfass (Fuderfass) ausgebaut, während die besten Rotweine ins Barrique kommen. Zitat Schäfer: »Ich erwarte doch keine Schreinerweine«! Die Spitzenlagen des Weingutes sind der Ahrweiler Ursulinengarten, der Neuenahrer Sonnenberg und der Heimersheimer Burggarten. Hauptsächlich werden Burgundersorten angebaut, wobei die Verschnittsorten wie Domina, Regent, Portugieser und Dornfelder zugunsten weiterer Burgunder-Reben mit der Zeit verschwinden werden. Von den Premiumweinen verkosten wir einen »2011 Heimersheimer Burgarten Spätburgunder« und einen »2011 Neuenahrer Sonnenberg Spätburgunder« - zwei hervorragende Spätburgunder. Zum Ende der Verkostung konnte Reiner Wolf seine Gratulation für die tolle Probe und die hervorragenden Weine in unser aller Namen an Paul-Josef Schäfer aussprechen. Spontan lädt uns Herr Schäfer zu einer Führung durch seinen Keller ein. In den schönen ausgebauten Fasskellern können wir erkennen, dass hier viel in einen modernen und gut ausgestatteten Betrieb mit ökologischem Konzept investiert wurde.

Im Weingut Kloster Marienthal in Dernau werden wir von Reinhard Schreiner, Geschäftsführer bei Meyer-Näkel , erwartet, der uns engagiert durch eine abwechslungsreiche Weinprobe führt. Leider ist der Wettergott uns nicht gesonnen - es schüttet in Strömen. Schweren Herzens verzichten wir auf die Führung durch Kloster und Weinberge. Aber unseren Welcome-Sekt, einen »2010 Meyer-Näkel Illusion Blanc de Reinhard Schreiner, Weingut Meyer-NäkelNoir, Brut« verkosten wir dennoch im Innenhof des wunderschönen alten Gemäuers. Die Sonnenschirme halten als Regenschirme her. Die ehemalige Staatsdomäne wurde 2004 an die Kloster Marienthal KG verkauft, einer gemeinsam gegründeten Unternehmung der beiden Genossenschaften Dernau und Mayschoß und den Weingütern Brogsitter und Meyer-Näkel. Eine Gründung, die zu einem erfolgreichen Unternehmen geführt hat. Beste Lagen wie Marienthaler Klostergarten, Marienthaler Stiftsberg und Ahrweiler Rosenthal gehören zum Weingut. Wir machen einen Rundgang durch das Innere des Weingutes. Im schön hergerichteten Gewölbekeller haben wir Gelegenheit zu einer Fassprobe. Im Probierkeller ist bereits gedeckt und ein rustikales Buffet mit Spezialitäten der Ahr steht für uns bereit. Die Probe führt uns durch das Spektrum der Burgunderweine des Weingutes Meyer-Näkel. 16 Weine sind angestellt; teilweise im direkten Vergleich der verschiedenen Qualitäten. Darunter sind auch Weine anderer Weingüter, mit denen Meyer-Näkel kooperiert. So trinken wir einen Weingut Meyer-NäkelGrauburgunder und einen Spätburgunder »Hand in Hand«, ein gemeinsames Weinbaby von Meyer-Näkel und dem Weingut Markus Klumpp. »Hand in Hand« produzierte Weine, die das das Beste von A(hr) bis B(aden) zusammen bringen. Wir erleben zwei typische, gut ausgebaute Vertreter aus den Regionen. Weitere Ergebnisse erfolgreicher Zusammenarbeit dürfen wir verkosten: einen »2005 Ardosino „Schieferchen«, eine Cuvée aus heimischen portugiesischen Rebsorten und einen »2007 Campo Ardosa«. Beide Weine stammen aus dem portugiesischen Weingut Quinta Carvalhosa aus dem Douro, einem Weingut, das im Jahre 2000 von Werner Näkel, Bernd Philippi und Bernhard Breuer übernommen wurde. Unsere begeisterten Kommentierungen und Diskussionen, die Herrn Schreiner sichtlich herausfordern, veranlassen ihn zum Vergleich noch einen »2003 Ardosino« auszuschenken, zu dem wir eine passende Schokolade - versetzt mit Fleur del Sel - verkosten. Sehr gelungen! Doch damit nicht genug. Durch Werner Näkels Verbundenheit zu Südafrika verkosten wir den Zwalu (=Neubeginn), den er gemeinsam mit Neil Ellis auf dem Landgut Lorraine in Stellenbosch produziert, den »Z« einen Cabernet Sauvignon und den »Us de Kap« einen Shiraz. Alle drei Weine sind aus den Jahrgängen 2010 und 2012. Wieder veranlasst unsere Begeisterung Herrn Schreiner, zum Vergleich einen weiteren Zwalu, Jahrgang 2003 aus der Schatzkammer anzubieten. Ein hinreißender Abschluss einer gelungenen und spannenden Probe mit herausragenden Weinen.

Sichtlich erschöpft von diesen beiden Weinproben machen wir im Hotel »Am Weißen Turm« in Bad Neuenahr-Ahrweiler einen kurzen Stopp und fahren weiter nach Weingut Paul SchumacherMarienthal zum Weingut Paul Schumacher. Das Weingut gehört mit seinen ca. 3,5 ha Rebflächen zu den kleinen Weingütern der Ahr. Jedoch zeigen Preise und Bewertungen renommierter Wein- und Restaurantkritiker, dass es zu den bemerkenswerten und aufstrebenden Weingütern an der Ahr gehört. Paul und Anne Schumacher erwarten uns in ihrer Straußwirtschaft zu einer kulinarischen Weinprobe. Willkommen geheißen werden wir mit einem »2011 Blanc De Noir Brut«, begleitet von Dips und Datteln im Speckmantel. Die Menükarte verspricht leckere Speisen wie geflämmtes Rindercarpaccio mit Rucola und Austernpilzen, Salat im Parmesankörbchen und Lachs auf Löwenzahn. Zu jedem Gang werden zwei Weine des Weinguts gereicht, das inzwischen auf 3 Gault-Millau Sterne stolz sein darf. Wir bekommen einen Eindruck von der Qualität, die Paul Schumacher erzeugt. Während des Menus erfahren wir viel über die Geschichte der Ahrweine. Wir hören von dem Wandel, den die Ahr gemacht hat: weg von einfachen Rotweinen, die auf den Gewinn von hohen Erträgen ausgerichtet waren, hin zu einer Philosophie, die auf Reduktion und Verbesserung der Qualität, einhergehend mit einem höheren Preisniveau, Rotweine produzieren will, die einen Vergleich mit denen aus dem Burgund standhalten. Paul Schumacher verfolgt eine konsequente Qualitätsphilosophie, baut auf traditionelle Verfahren, verzichtet auf Reinzuchthefen, wählt den Lesezeitpunkt sorgfältig aus, setzt im Weinberg auf Qualität vor Quantität. Anregende und ausführliche Diskussionen mit Paul Schumacher bereichern den Abend, das ausgezeichnete Essen und die passend hierzu gewählten Weine lassen uns die Zeit vergessen. Unser Dank und Lob für den gelungenen Abend gilt Anne und Paul Schumacher.

Nach kräftigem Frühstück ist unser erstes Ziel am Sonntagmorgen das Museum »Weinkeller«  RegierungsbunkerDokumentationsstätte Regierungsbunker. Dieses Jahr begehen wir den 25. Jahrestag des Mauerfalls. Damit endete die Ära des Kalten Krieges. Nach der Wiedervereinigung erfolgte der Umzug des Regierungssitzes von Bonn nach Berlin. Damit hatte ein bedeutendes aber »geheimes« Bauwerk der Bundesregierung seine Existenzberechtigung verloren: Der Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes im Krisen- und Verteidigungsfall zur Wahrung ihrer Funktionstüchtigkeit (AdVB), heute kurz Regierungsbunker genannt. Zwischen Bad Neuenahr-Ahrweiler und Dernau wurde diese unterirdische Bunkeranlage angelegt, um im Kriegsfall als Ausweichsitz der Regierung zu dienen. Das Bauwerk wurde mit dem Ende des Kalten Krieges still gelegt und zurückgebaut. Heute sind von den kilometerlangen Gängen und Räumlichkeiten nur noch ca. 200 m erhalten und geöffnet. Sie geben einen Einblick in die Konstruktion und Ausstattung der ehemaligen Anlage.

Der zweite Teil gehört dem Besuch des Weingutes Erwin Riske. Der Inhaber Volker Riske begrüßt uns mit einem »2012 Riesling Qualitätswein, trocken, Alte Reben« vomWeingut Erwin Riske Mittelrhein. Volker Riske klärt uns auf, dass seine Weißweine und der Blanc de Noir von seinen Weinbergen am Mittelrhein und nicht von der Ahr stammen. »Mit dem Glas in der Hand und einem kleinen Lächeln« verspricht er uns eine Führung durch Garten und Keller. Volker Riske baut in seinem 7 ha großen, überwiegend in Steillagen gelegenen Weingut seine Weine naturverbunden und mit innovativem Kellergeist aus. Im kleinen Weingarten hinter dem Haus zeigt er uns an den gepflanzten Rebstöcken wie die Arbeit im Weinberg funktioniert. Er führt uns praktisch Traubenreduzierung und Laubarbeiten vor. Dabei erklärt er, wie das in Handarbeit oder mit Maschinen funktioniert. In Steillagen ist hier deutlich mehr Handarbeit - »Bluthydraulik« wie Volker Riske scherzhaft formuliert - erforderlich. Währenddessen verkosten wir Weine des Weingutes, einen »2012 Spätburgunder ER, im Holzfass gereift«. Während der Verkostung des »2013 Surprise, Blanc de Noir Spätburgunder«, komponiert aus einem Mix verschiedener Mostentzüge, berichtet er von Veränderungen im eigenen Weingut. Unsere Besichtigung führt uns zur Traubenpresse und in den Fasskeller. Dicht an dicht auf den eigens dafür aufgestellten Holzbänken sitzend, können wir im Fasskeller weitere Weine verkosten, darunter Weine aus den Lagen Dernauer Hardtberg, Schieferturm, Schieferfels, Dernauer Pfarrwingert. Zur Begrüßung erhielten wir vorab ein Schmalzbrot als Zwischenimbiss. Nun lassen wir uns eine ausgiebige Vespermahlzeit schmecken, die im Weingut für uns vorbereitet wurde. Sehr lecker! Natürlich begleitet von weiteren herausragenden Weinen des Weingutes.

Zum Ausklang unserer Studienfahrt sind wir in der Straußwirtschaft des Weingutes Michael Riske, Weingut Heiner-KreuzbergHeiner-Kreuzberg verabredet. Michael Kreuzberg, im Weingut verantwortlich für Marketing, Vertrieb und Kundenbetreuung, erwartet uns. Während des ersten Weines, einem »2011 Spätburgunder Neuenahrer Schieferlay« erfahren wir die Geschichte des Weingutes. Hermann-Josef Kreuzberg arbeitete als Kellermeister im elterlichen Weingut und baute hoch prämierte Weine aus. Er baute von Beginn an seine Weine trocken aus. Damit schwamm er gegen den Strom, blieb aber seiner Überzeugung treu. Für seine Experimentierfreude und sein Querdenken erfuhr er sowohl Ablehnung als auch Respekt und Anerkennung. 2009 scheidet Hermann-Josef Kreuzberg aus dem elterlichen Betrieb aus, den sein Bruder Ludwig nun allein führt, und gründet einen eigenen Weinbetrieb. Ab 2011 begründet er zusammen mit Joern Heiner das Weingut Heiner & Kreuzberg. Das Weingut Heiner & Kreuzberg möchte kein Ahrweingut unter vielen sein; man möchte anders sein. Sich abheben! Man konzentriert sich auf die Burgundersorten, Spät- und Frühburgunder sind die Leidenschaft. Wir verkosten die Weine im Vergleich und versuchen, zu ergründen was wir im Glas haben. Eine interessante Weinprobe, die von intensiven Diskussionen gestützt wird. Für uns eine neue Erfahrung, ohne Probenliste zu verkosten. Doch leider fällt es uns im Nachhinein schwer, nachzuvollziehen, welche Weine wir alle im Glas hatten.

Wir genossen das Studienfahrtwochenende sehr und werden die spannenden Eindrücke von Spitzenweingütern der Ahr in guter Erinnerung behalten. Rosemarie Janik und Birgit Kaiser haben ein sehr gutes Händchen bei der Auswahl der Weingüter bewiesen. Herzlichen Dank Ihnen dafür.
Text und Bilder Michael Düssel

 



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