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S T U D I E N F A H R T - Obermosel 2009 Mit Inge und Peter Sunke fuhren wir an die Obermosel, um Landschft, Essenskultur und Weine aus den Muschelkalk- und Keuper-Böden der Obermosel und der saarländischen Mosel kennen zu lernen. Die Römische Villa Borg in Perl-Borg, ursprünglich eine der größten römischen Villenanlagen im Mosel-Saar-Raum. Dort führte uns Professor Irsigler, geschichtliche Landeskunde an der Universität Trier, in die Weinkultur an Saar und Mosel ein. Hier begegnete uns der Elbling, der laut Prof. Irsigler angeblich die älteste Weinrebe Europas sein soll. Unseren römischen Mittagsimbiss genossen wir in der Taverne der Villa Borg. Natürlich wurde hierzu ein Elbling in Tonkrug und Tonbechern kredenzt. Das Weingut Petgen, in Nennig, zählt zu den ältesten Weingütern an der saarländischen Mosel. Peter Petgen stellte uns in einer ausführlichen Probe Weine vor, die alle aus den beiden Hauptlagen in Nennig, dem Nenniger Römerberg und dem Nenniger Schloßberg gedeihen. Unser erster Wein, ein Elbling, die klassische Sorte dieser Region - jung, leicht, spritzig. Noch vor 25 - 30 Jahren war der Elbling die Hauptsorte. Danach erfolgte eine Rodung des Elblings zugunsten der Burgundersorten. Man wollte edlere Sorten anbauen. Der Elbling bietet kaum Möglichkeiten der Veredelung. So soll z. B. eine Veredelung durch Ertragsreduktion nicht möglich sein - "Elbling wächst einfach". Peter Petgen baut alle Weißweine im Stahltank aus, mit Ausnahme des Chardonnay, der im großen Holzfass und mit einer kleinen Mengen im Barrique ausgebaut wird. So probierten wir Riesling und Weißburgunder aus dem Nenniger Römerberg. Peter Petgen verschließt seine Weinflaschen mit Kunststoffstopfen, betont aber, dass dies nur Lagerzeiten von maximal zwei Jahren zulässt. Für die edleren Weine sind Korkgranulatkorken, wegen der größeren Dichte vorgesehen. Nach einem Auxerrois und einem Grauen Burgunder probierten wir Chardonnay aus dem Nenniger Schlossberg, im Holzfass ausgebaut. Der Chardonnay kam bei uns gut an. Peter Petgen offerierte uns in einer offenen Art seine konsequente Meinung zum Weinbau und zum Marketing. So verkauft er den größten Teil seiner Weine ausschließlich "vor der Haustür" und bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis an. Er macht keine Kompromisse bei Qualität, naturnahem Weinbau und baut keine halbtrockenen Weine aus. Gezielter Pflanzenschutz und Düngung mit natürlichem Humus, Pferde- und Rindermist und sortenreiner Ausbau sind ihm wichtig. Der Rotweinanteil - Spätburgunder und St. Laurent - beträgt ca. 15 %. Ein St. Laurent stand in der Probe, zwei Monate im Barrique gereift und ein Jahr in der Flasche. Zum Ende hatten wir noch einen Nenniger Schloßberg Gewürztraminer Auslese als Krönung im Glas. Vielen Dank an Herrn Petgen, der uns mit Begeisterung durch die Probe geführt hat. Die Vinaria Schloß Thorn im gleichnamigen Ort ist unser nächstes Ziel. Schloß Thorn, 20 km östlich der Stadt Luxemburg gegenüber von Remich an der Mosel gelegen, ist das älteste Schloßweingut der Mosel. Im Hof des Schlosses bereitete uns Baron von Hobe Gelting einen charmanten, aristokratischen Empfang. Mit Schalk in den Augen versprühte er seinen Humor und sein Wissen und liess keinen Zweifel daran aufkommen, dass er hier der "Schloßherr" ist, der diese Weinprobe moderieren würde. Er führte uns durch den Hof des Renaissance-Schlosses mit romanischem Turm aus dem 11. Jahrhundert zu einer alten Baumkelter. Am Kellerabgang ist ein "Furtloch" in der Fassade zu sehen, eine Aufnahme für den Baumstamm, zum Zweck der Verladung von Fässern in oder aus dem Keller. Uns erwartete eine Probe, untermalt mit leiser Hawaii-Musik im Verkostungsraum, beginnend mit einem Elbling Sekt brut und mit einem außergewöhnlichen Sauvignon Gris Auslese trocken, der leicht getönt gekeltert wurde (gris, franz. grau) und sonst nur auf der anderen Seite des Pariser Beckens wächst. Nach einem Riesling probierten wir einen Elbling Kabinett feinherb. Nach Ansicht des Barons beruht der Begriff Kabinett aus der Tatsache, dass früher (und auch heute noch) in Besprechungszimmern, sogenannten Kabinetten, immer ein Wein kredenzt wurde. Den anschließenden 2007 Roter Elbling - gold - mild wurde vom Baron als erste Rebe auf seinem Weingut ausgebaut, da sie ihn bereits in seiner Jugend fasziniert hat. Nicht klassifizierte Weine anzubauen erfordert in der Regel Geduld beim behördlichen Genehmigungsverfahren. Der "schwarze Elbling" ist ein weiteres Rebprojekt des Barons. Bemerkenswert ist auch die 2000er Elbling Spätlese, die wir probieren durften. Der Baron hat den Weinberg auf schwachwüchsige Unterlagen umgestellt, denn Mengen waren nicht gewünscht. Dieser Elbling aus dem Jahrgang 2000 entkräftet das Argument, dass Elbling ausschließlich frisch getrunken werden muss und zeigt, Elbling kann auch in lagerfähiger Qualität ausgebaut werden, getreu der Philosophie: "Qualität ist das, wo ich mir Mühe gebe!" Unser letztes Ziel des Tages ist das Weingut Matthias Dostert in Nittel. Nach kurzer Erholungspause in den Hotelzimmern, mit Namen wie Riesling, Elbling, Rochusfels, Leiterchen oder auch Spätburgunder, trafen wir uns im Culinarium zur Weinprobe mit Menü und ausgesuchten Weinen. Die Weine und die Gänge des Menüs wurde charmant begleitet von Carina Dostert-Curman, der Deutschen Weinkönigin 2000/2001, während ihr Mann Walter Curman die Küche regiert. Im Hause Dostert fühlten wir uns verwöhnt. Unser Menu begann mit Elblingschaumsuppe und Lachsfilet, dazu verschiedene Elblinge, Lage Nitteler Leiterchen und 2008 Grauer Burgunder. Den rosa gebratenen Kalbsrücken begleitete ein Spätburgunder Blanc de Noirs und ein trockener Carmat. Ein Duett aus Erdbeeren und Schokolade mit Ruländer Auslese und 2007 Sunset QbA trocken rundeten das Menü ab. Carina Dostert-Curmann und sieben Jungwinzer der südlichen Wein-Mosel haben diesen Sunset, eine Rotweincuvée, kreiert. Die angenehme Atmosphäre setzte sich beim üppigen Frühstück fort und mit einer herzlichen Verabschiedung wurden wir ermuntert, eine Wegzehrung vom Frühstücksbuffet mitzunehmen. Das Weingut Apel, Nittel, führen die Brüder Harald und Hubert Apel. Wir starteten mit zwei Elblingen, 2008 Nitteler Rochusfels Elbling trocken und 2008 Nitteler Rochusfels Roter Elbling feinherb. Das Weingut, das zu den traditionsreichen Weingütern an der Obermosel zählt, ist einer der Pioniere in der Vermarktung von trockenen Elblingweinen, die sich besonders durch ihre leichte bekömmliche Art, ihre belebende Frische und Herzhaftigkeit hervorheben. Der Elbling wird mit einem Anteil von 40 % ausgebaut. Die Brüder bezeichnen ihr Weingut als das Burgunder-Weingut an der Mosel. Wir verkostteen einen 2008 Nitteler Gipfel Weißer Burgunder, einen 2008 Nitteler Gipfel Grauer Burgunder und einen 2007 Nitteler Rochusfels Auxerrois. Aus der besten Lage des Weinguts, dem Leiterchen probierten wir einen 2007 Nitteler Leiterchen Riesling Kabinett. Apel setzt auf den direkten Absatz. Er führt zwei Mal im Jahr bundesweite Liefertouren durch und plant, die telefonische Aquise zu verstärken. Kein leichtes Unterfangen, weil das Weinbaugebiet Obermosel weitgehend ohne Lobby ist. Unser letzter Wein ist eine 2008 Nitteler Rochusfels Cuvée Philippe, ein Arrangement aus Regent und Blauer Burgunder, im Holzfass gereift. Ein Wein, der noch mindestens zwei Jahre reifen kann. Zum Schluss kredenzte man uns einen Aperitif - Eiswein-Essig aus Silvaner Eiswein-Trauben, bei -8°C mit 140°C Öchsle gelesen. Der Essig wird wie Eiswein vergärt und durch den Zusatz von Essigsäurebakterien wird der Alkohol in Essig umgewandelt - verwendbar wie Balsamico und auch trinkbar. Hiernach führte uns der Weg auf die andere Seite der Mosel nach Ahn in Luxemburg. Im Maison Viticole Henri Schmit-Fohl wurden wir mit luxemburgisch- italienischem Charme empfangen. Luxemburgisch: Martine Schmit, Önologin und Schwester, italienisch: Frau Schmit-Fohl und ihre Kinder. Die beiden sympathischen Damen schenkten zur Begrüßung einen Cremant Brut ein. In Luxemburg wurde im Januar 1991 für den Schaumwein die Appelation Crémant de Luxembourg eingeführt. Nach der Kellerbesichtigung stärkte uns vor der angekündigten Probe im elegant gestalteten Probierraum ein kräftiger Mittagsimbiss, Brote mit Ardenner Schinken. Wir begannen mit 2007 Auxerrois und 2007 Pinot Blanc, beide aus der Lage Ahn Hohfels. Von Frau Schmit erfuhren wir, dass in Luxemburg fast nur Weine, die dem deutschen QbA entsprechen, angebaut werden. Prädikatsweine in unserem Sinne gibt es nicht. Es folgten ein 2008 Riesling aus der Lage Ahn Vogelsang und ein 2008 Pinot Gris aus der Lage Ahn Hohfels. Vor 1914 wurde in Luxemburg vorzugsweise Elbling angebaut, der bedingt durch die Wirtschaftsunion mit Deutschland vorzugsweise für die Sektproduktion exportiert wurde. Nach dem 1. Weltkrieg stieg in der Wirtschaftsunion mit Belgien der Bedarf an Pinot. Der Anteil an Elbling in Luxemburg ist seitdem stark zurückgegangen. Das Weinbaugebiet Luxemburg, das eigentlich Luxemburger Mosel heißt, umfasst ca. 1400 ha Weinberge, die von etwa 450 Haupt- und Nebenerwerbswinzern bewirtschaftet werden. Dabei teilen sich die Betriebe in ca. 20% private Winzer, 20 % Händler und 60 % Weinbaugenossenschaften auf. Zwar ist die Vermarktung der Weine für die kleinen Betriebe schwierig, jedoch gibt es in den kleineren Betrieben den besseren Wein, weil diese Betriebe auf geringere Erträge (ca. 8 hl/ha) bauen, während die Genossenschaften auf maximalen Ertrag (ca. 14 hl/ha) ausgerichtet sind. Die folgenden Weine, ein 2007 Chardonnay, barrique, ein 2008 Muscat und ein 2008 Gewürztraminer rundeten unsere Probe ab. Den Abschluss bildete ein Vin de Paille, ein Strohwein aus Gewürztraminer. Nach der Lese werden die Trauben auf Strohmatten oder Holzgestellen getrocknet, der Zuckergehalt steigt enorm an und die Trauben werden gepresst. Wegen des hohen Zuckergehalts entsteht während der Vinifikation ein schwerer, lange lagerfähiger Wein mit Alkoholgehalt um die 14 %. In Deutschland ist die Herstellung von Strohwein durch das Weingesetz seit 1971 verboten. Eine anregende Weinprobe in angenehmer Atmosphäre neigte sich ihrem Ende. Die letzte Station unserer Studienfahrt, die Winzergenossenschaft Domaine Vinsmoselle in Wellenstein, Luxemburg:
Unser Conferencier, ein freundlicher Herr, führte uns mit Anekdötchen
und Weinwissen für Laien durch die Probe. Bei einem Rivaner VC
Schwebsange Héhberg und einem Auxerrois Remich Hôpertsbour GPC
vernahmen wir, dass diese Genossenschaft mehr Qualität produziert als
die anderen Luxemburgischen Genossenschaften, weil die Weinlagen für
die Anlieferung durch die Winzer festgelegt werden. Jeder Winzer
liefert 400 kg der geforderten Lage, dabei wird die Qualität über den
Saft bestimmt. Nach vier Qualitätsstufen werden die Trauben sortiert
und der Winzer entsprechend entlohnt, eine Methode durch die die
Genossenschaft die Qualität ihrer Weine in drei Jahren um 30 % erhöhen
konnte. Der WWK in Person unseres Konventualen Reiner Wolf revanchierte
sich für die Anekdötchen als fälschlicherweise statt nur des Pinot Gris
Bech-Kleinmacher Naumberg GPC ein weiterer anderer Wein als solcher
deklariert durch die Probe lief. Er stellte dabei unseren Weinkonvent
vor und erklärte die vor uns stehenden Weine. Mit Humor fing unserer
Conferencier den Ball auf und sorgte für die richtigen Weine. Es
folgten ein Gewürztraminer und zum Abschluss ein Cremant Poll-Fabaire
Cuvée brut. Bilder und Text Michael Düssel Zurück |