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S T U D I E N F A H R T - ins Probierstübchen des deutschen Weins - die Nahe
Dreizehn Mitglieder des Wuppertaler Weinkonvents standen an einem
kühlen Sommermorgen am Wuppertaler Hauptbahnhof und waren bereit, die
Nahe und ihre Weine zu erforschen.
Das erste Ziel war das Weingut Dr. Crusius
in Traisen. Die drei Grundpfeiler des Weingutes sind: die Weinberge in
Spitzenlagen; die langjährige Erfahrung, die strenge Selektion bei der
Lese und ein schonender Ausbau im Holzfass. Frau Crusius startete
die Weinprobe mit zwei Rotweinen, einem 2003 Traiser Frühburgunder und
einem RC, einer Rotweincuvée aus Schwarzriesling und Domina. Die
Rotweine zu Beginn der Probe auszuschenken war ungewöhnlich, aber Dr.
Crusius beabsichtigte, den Akzent auf seine Rotweine zu setzen. Seit
1982 wurde Spätburgunder angebaut, der aber nur für die Roseproduktion
verwendet wurde. Der zunächst versuchsweise Anbau roter Trauben,
Traiser Frühburgunder, eher eine nicht nahetypische Sorte, war eine
Überraschung mit rundem, fülligen Geschmack, Nachhaltigkeit und wenig
Tannin. Von den 15 ha des Weingutes werden 10 % für den Rotwein, auf
den restlichen Flächen Riesling, Weissburgunder und Müller-Thurgau
angebaut, wobei Riesling mit 65 % den größten Teil der Flächen
dominiert. Das Weingut besitzt Lagen in Traisen, die Bastei, den
Rotenfels, den Kickelskopf und den Nonnengarten; in Norheim das
Kirscheck und den Klosterberg; in Niederhausen den Felsensteyer und in
Schloßböckelheim den Felsenberg. Die Probe wurde mit Weissen
fortgesetzt, mit "einfachen" Gutsriesling bis hin zur Riesling Spätlese
trocken aus der Traiser Bastei. Besondere Beachtung fand der "Traiser
Weissburgunder & Auxerrois", für Dr. Crusius eine Traumkombination
und bessere Alternative zum Chardonnay. In einer interessanten
Diskussion legte Dr. Crusius dar, dass Techniken, wie künstliche
Verbesserungen des Weins, wie z. B. Mostkonzentration, der
industriellen Fertigung vorbehalten und nicht der Stil seines Weingutes
sind. Winzer wie Dr. Crusius müssen sich gegen große Konkurrenten
behaupten, aber insgesamt runden sie den Markt ab. Dr. Crusius verglich
die deutschen Weinproduzenten mit dem Pünktchen auf dem "i": es hat
keine Bedeutung, aber man merkt, wenn es fehlt.
Das
Wetter spielte mit und das Weinbergspicknick am Nachmittag im Weinberg
Laubenheim des Weingutes Tesch wurde genossen. Herr Lang vom Weingut
Tesch präsentierte uns im eigens für solche Zwecke erbauten Weinbergshäuschen die Weine des Weingutes Tesch.
Die Konventualen, die im vorigen Jahr bei der Studienfahrt an der Ahr
dabei waren, werden sich an die Probe im Weingut Kreuzberg erinnern.
Dort wurde uns ein "Spätburgunder unplugged" präsentiert, ein
Experiment, das seit 2001 zusammen mit dem Weingut Martin Tesch läuft.
Das Weingut Tesch produziert als Pendant dazu einen "Riesling
unplugged". Unplugged steht in der Rock- und Popszene für musikalische
Darbietungen im kleinen Rahmen, ohne elektronische Verstärkung und
Manipulation, unverfälscht und ungezwungen und im Zeitalter der
technischen Reproduzierbarkeit und der Massenprodukte für die Besinnung
auf handwerkliche Fähigkeiten. In dem 19 ha großen Weingut wird per
Hand gelesen, wobei der Weinbau nicht unbedingt biologisch ist, aber
mit viel Fingerspitzengefühl bearbeitet wird. Die Betonung des Terroirs
spiegelt sich im Design der Flaschen wieder. Die Flaschenkronen sind
farblich dem Terroir zugeordnet. Auffallend ist auch die straff
gegliederte Weinkarte; während andere Weingüter hier 20 - 30 oder noch
mehr Sorten anbieten, umfasst die Preisliste von Tesch 13 Weine. Neben
dem unplugged Riesling tragen alle anderen Rieslinge die
Lagenbezeichnungen der unterschiedlichen
Terroirs: Königsschild (Lößlehm versetzt mit Muschelkalk), Löhrer Berg
(Fruchtbare Tonböden mit Flusskies), Krone (Mischboden aus Lößlehm und
roter Sandsteinerwitterung), Karthäuser (Rote Sandsteinverwitterung),
St. Remigiusberg (Vulkanischer Boden). Bei den Burgundern und Silvanern
fällt die Spätlese 2004 "Deep Blue" auf, ein Spätburgunder, der zwar
noch als Weißwein tituliert wird, aber schon mit einer leichten
Rosétönung aufwartet. Deep Blue soll Terroir mit Biss besitzen. Vor 30
Millionen Jahren kreisten noch hungrige Haie durch das Meer, das das
Mainzer Becken füllte. In den Lagen rund um Langenlonsheim kann man
noch die versteinerten messerscharfen Zähne der Haie in den Weinbergen
finden. Haifischzähne und tiefes blaues Meer - die Idee für Deep Blue.
Gestärkt
durch unsere mitgebrachten Köstlichkeiten, gut gelaunt nach der
Weinprobe im Ambiente der Weinberge des Weingutes Tesch traten wir am
Nachmittag den Weg nach Bad Kreuznach ins Hotel Michel-Mort an.
Im Domina Parkhotel Kurhaus, Bad Kreuznach, genossen wir eine kulinarische Weinprobe, begleitet von Weinen des Weingutes Hexamer,
Meddersheim. Die Rebfläche des Weingutes beträgt 13 ha, davon sind 60 %
mit Riesling bepflanzt. Weitere Rebsorten sind Spätburgunder,
Weißburgunder, Grauburgunder, Frühburgunder, Müller-Thurgau,
Gewürztraminer und Domina. Hexamer erzeugt fruchtbetonte,
sortentypische Weine. Weine, die die Böden, auf denen sie wachsen,
widerspiegeln. Darum wird viel Arbeit im Weinberg investiert, "denn im
Keller kann man nur versuchen, das Ganze zu optimieren und das
herauskitzeln, was einem die Traube gegeben hat." Anschnitt von nur
einer Bogenrebe und Ausdünnung sind Standard, darüber hinaus werden die
heranreifenden Trauben zum Teil ein zweites Mal selektiert und die
Traubenzone entblättert. Die Traubenlese geschieht zu 100 % von Hand.
Vor- und Hauptlese erlauben, nur die vollreifen Trauben heraus zu
schneiden und den übrigen noch die Zeit zu lassen, ihr volles Aroma zu
entwickeln.
Am nächsten Tag ging es zur Besichtigung der Römerhalle,
hier konnten die aus der Mitte des 3. Jahrhunderts stammenden
Mosaikböden "Gladiatoren" und "Oceanus", die in einer benachbarten
römischen Villa gefunden wurden, besichtigt werden. Die Ausstellung
wird mit Stücken aus dem römischen Leben, dem "Kastell-" und
"Vicusbereich", dem militärischen und zivilen Kreuznach ergänzt.
Zahlreiche Sarkophage und sog. Viergöttersteine sind aus römischer
Kultur und Religion erhalten geblieben. In diesem Ambiente fand die
"Präsentation des Jahrganges 2004" des VDP Nahe-Ahr statt. Unsere
besuchten Weingüter wie auch Gastaussteller der VDP-Ahr,
VDP-Mittelrhein, VDP-Saale-Unstrut und VDP-Sachsen waren vertreten.
Unser nächstes Weingut Kruger-Rumpf in Münster-Sarmsheim, von Stefan Rumpf, nach dem Studium der Agrarwissenschaften, geführt, übernahm das Weingut von seinen Eltern
und stellte auf Selbstvermarktung um. Er hat keine klassische
Winzerausbildung genossen, sondern in Heilbronn Weinbetriebswirtschaft
studiert und als Export-Manager in der Moselland-Winzergenossenschaft
gearbeitet. Er sieht in der Vermarktung von Weinen über Groß- und
Supermärkte einen "Einsteiger" für den Wein, ja einen "Türöffner" für
unsere deutschen, aber auch internationalen Topweine. Eine Aussage, die
zu einer angeregten Diskussion führte. Seit 1992 ist das Weingut
Mitglied im VDP. Der ursprüngliche Gutsausschank hat sich seit 1994
unter der Regie seiner Frau Cornelia Rumpf zu einem Landgasthaus
gewandelt, in dem man die pfiffige Küche des Hauses genießen kann. Im
Gartenlokal des Landgasthauses wurde mit einem Kruger-Rumpf secco,
einer Kombination aus Silvaner und Scheurebe, eröffnet. Der folgende
2004 Silvaner CLASSIC, der laut Herrn Rumpf der nördlichste Silvaner
Deutschlands ist, war ein gut gemachter Silvaner mit leichten
Bananenaromen. Wir verkosteten einen 2003 Kruger-Rumpf Weißer Burgunder
(im Stahltank ausgebaut), einen 2004 Kruger-Rumpf Grauer Burgunder
Qualitätswein trocken - Silberkapsel (im Holzfass ausgebaut) und
verschiedene Rieslinge, die 70 % des Rebsortenausbaus des Weingutes
ausmachen. Den Abschluss bildeten ein Grosses Gewächs, einen 2003
Dautenpflänzer Riesling, ein Wein mit einer sehr mineralischer Struktur
und ein 2003 Münsterer Dautenpflänzer, eine edelsüße Riesling Auslese.
Unseren
Organisatoren Brigitte und Julius Edelmann sei hier herzlich für die
Organisation dieser gelungenen Studienfahrt gedankt, die uns einen
intensiven Eindruck vom Anbaugebiet Nahe vermittelt hat.
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