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S T U D I E N F A H R T - Ins Ahrtal
Vielen Dank an Birgit Kaiser und Frank Kaczmarek. Ihre Studienfahrt
führte den Wuppertaler Weinkonvent nach Rheinland-Pfalz in das Rotweingebiet
des Ahrtals, zwei Stunden entfernt von Wuppertal.
Unser erster Besuch begann im Weingut
Sonnenberg - geführt von der Familie Linden- Görres.
Als Begrüßungssekt genossen wir einen "2003 Carat Blanc", ein
Brut de Brut mit feinen Biskuittönen. Der anschliessende 2003er Ahrtaler
Landwein, ein preiswerter, leichter Spätburgunder aus der Liter-Flasche
hätte das Zeug zum Qualitätswein gehabt. Der Ausbau von Spätburgunder
stellt den Schwerpunkt des Rebenanbaus des Weingutes Sonnenberg dar. Während
der Führung durch die Weinkelteranlage und den Weinkeller mit Manfred
Linden, dem Sohn der Familie, verkosteten wir weitere Weine, wobei der
Spätburgunder 2003 Tradition, ein Qualitätswein mit leichtem
Barrique-Ton, uns überzeugte.Wir besichtigten die Weißweinkelter,
konnten die Entrappungsanlage ausprobieren und probierten im Fasskeller
weitere Weine. Führung und Probe fanden so viel Anklang, dass wir
fast das Mittagessen in der Strausswirtschaft vergassen.
Ein Rundgang durch Ahrweiler schloss sich an. Herr Hoss führte uns
durch den mittelalterlichen Stadtkern zur im 13./14. Jahrhundert erbauten
Stadtmauer. Über Ahrhut- und Adenhutstraße gelangten wir zum
Adenbachtor und besichtigten die erste gotische Hallenkirche im Rheinland,
St.-Laurentius, erbaut von 1269 bis 1350.
Der Nachmittag stand im Zeichen von Wolfgang Hehle und seinem Deutzerhof.
Nach dem Begrüßungssekt, einem 2000 Blanc-de-Noir wurden elf
Weine in der Turmstube des Weingutes verkostet. Viele Geschichten von
Wolfgang Hehle und seinem Kellermeister Hans Lichau begleiteten die Verkostung,
angefangen beim 2000er Blanc-de-Noir über Spätburgunder Sekt,brut
und einem 2003er Catharina C., Riesling
Qualitätswein, trocken bis hin zu einem 2003 Altenahrer Eck, Riesling,
Auslese edelsüß und vieles mehr. 1977 heiratete der Steuerberater
Wolfgang Hehle in das Weingut Cossmann ein und fand so viel Gefallen an
der Weinbereitung, dass er bei seinem Schwiegervater Alfred Cossmann in
die Lehre ging und 1982 die Prüfung zum Winzermeister mit Erfolg
ablegte. Er änderte in den 80er Jahren den Anbaustil. Im Weinberg
wurde naturverbunden gearbeitet, die Mengen begrenzt, der Wein trocken
ausgebaut, die Gärung schonend durchgeführt und die Reifezeit
verlängert. Als Folge davon stiegen Qualität und Oreis der Weine.
Heute werden zwei Linien beim Ausbau verfolgt. Kosmar Hehle steht für
"Brot und Butter-Weine". Caspar C. ist die zweite Linie und steht für
die hochwertigen Weine.
Frisch machen und umziehen hieß es nun zum Abendmenue im Restaurant
Hofgarten von Meyer-Näkel. Zum dreigängigen Menü wurden
hier aus der Weinkarte Weine vom Weingut Meyer-Näkel probiert.
Am nächsten Morgen ging es weiter zum Weingut
Kreuzberg nach Dernau. Ludwig Kreuzberg, Geschäftsführer,
leitet seit 1994 Weingut, Strausswirtschaft und Pension. Zum Auftakt gab
es einen trockenen Riesling Qualitätssekt, in traditioneller Flaschengärung
ausgebaut, der 14 bis 15 Monate auf der Hefe lag. Beim Riesling Qualitätswein
trocken, Dernauer Pfarrwingert erläuterte er uns die Philosophie
des Weingutes, die durch seinem Bruder Hermann-Josef, Önologe des
Betriebes, geprägt wird. Alle trockenen Rotweine werden in alten
oder neuen Barriques ausgebaut. So ergeben sich feine, filigrane Weine,
hauptsächlich Spätburgunder und Frühburgunder. Ob und wann
ein Wein gut für den Verkauf ist, entscheidet sich nicht durch Analysen,
sondern durch die geschulte Zunge von Hermann-Josef. Als Beigabe zu den
Verkostungen gab es Exkurs über Korken. Naturkorken unter 0,30 €
werden nicht
verwendet. Als Kunststoffkorken hat sich nomacorc® bewährt, ein
geschäumter Kunststoff, mit ca. 0,14 €/Korken. Dieser Korken
wird für Weine verwendet, die innerhalb von 2 bis 4 Jahren getrunken
werden. Für teurere Weine kommt nach wie vor Naturkorken zum Einsatz.
Wir probierten 11 Weine, unter anderem einen Spätburgunder "unplugged",
eine trockene Spätlese, ein Experiment, das seit 2001 mit dem Nahewinzer
Martin Tesch läuft. Er produziert einen Riesling "unplugged".
Ziel dieses Projektes war die Produktion höherwertiger Weine, speziell
für junge Leute. Ein 2003er Frühburgunder, eine trockene Auslese,
im Barrique ausgebaut, begeisterte alle Konventuale und den Reigen schloss
ein trockener Cabernet Sauvignon mit viel Potential aber noch zu etwas
zu jung.
In der Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr
führte uns Frau Jahnke durch Keller und
Weinmuseum. 1869 wurde die Genossenschaft als Verein eingetragen. Nach
der Fusion mit der Winzergenossenschaft Altenahr 1982 sind heute 200 der
280 Mitglieder aktiv im Weinbau tätig und bewirtschaften insgesamt
120 ha Rebfläche. Vorwiegend wird Spätburgunder angebaut. Weitere
Rotweinsorten sind Frühburgunder, Portugieser, Dornfelder, Domina
und Regent. Auffällig ist der für die regionalen Verhältnisse
hohe Rieslinganteil von 25 %. In den letzten Jahren hat sich die Winzergenossenschaft
mit edelsüßen Rieslingen und trockenen Spätburgundern
einen Namen gemacht. Bei den Spätburgundern sorgen die verschiedenen
Abfüllungen der "Edition Ponsart" und die "Selektion
XII", für die bis zur Lese nur zwölf Trauben am Rebstock
verbleiben, für positive Schlagzeilen. Im alten Gewölbekeller
der Winzergenossenschaft hatten wir Gelegenheit unser Mittagessen zu uns
zu nehmen und die Weinprobe zu genießen.
Unser letzter Besuch galt dem Weingut Jean Stodden
in Rech-Ahr. Zur Begrüßung probierten wir einen 2001 Pinot
extra Brut, Sekt b.A., Blanc de Noir. Bei Gerhard Stodden beginnt das
Qualitätsmanagement im Weinberg. Lage, Standort und Witterung
sind nicht beeinflussbar. Darum kommt es bei der Qualität des Weines
auf den Winzer an. Im Zusammenspiel mit der Natur wird alles getan, um
die maximale Güte zu erreichen. Beim Rebschnitt im Winter und Frühjahr
arbeitet man schon auf das Ziel "Güte statt Menge" hin.
Deshalb bleiben hier schon dem Rebstock nur wenige Fruchtaugen erhalten.
Alles was zuviel ist, wird abgeschnitten. Die ganze Kraft des Bodens und
die vielen Sonnenstunden während der Vegetationszeit sollen nur für
die besten Trauben zur Verfügung stehen. Bringt der Rebstock dennoch
zu viele Früchte, wird im Sommer die "Grüne Lese"
gemacht: Grüne, vollentwickelte Trauben werden auf den Boden geschnitten,
um die Menge noch weiter zu reduzieren, damit dichte und extraktreiche
Weine erzeugt werden können. Im Herbst wird jede Sonnenstunde ausgenutzt,
um höchste Qualität zu erreichen. Lese von Hand und strenge
Sortierung im Weinberg und im Kelterhaus sind genauso selbstverständlich
wie die schonende Verarbeitung der Trauben. Nur gesunde Trauben bringen
die hohe Weinqualität. Ohne Stiel und Stängel bleiben die roten
Trauben 14 Tage im Gärbehälter. Intensiv rot und mit deutlichen
Gerbstoffen kommen die Weine in die Eichenfässer, die Serie JS in
neue Barriques und die klassischen, traditionellen Rotweine in alte Fuderfässer.
Hier lagern sie dann bis zu ihrer Reife. In der Kelterhalle war für
uns eine Probe mit 8 Weinen vorbereitet. Angefangen bei 2002er Cuvée
Blanc QbA, ein untypischer Riesling im barrique ausgebaut über eine
2002er Cuvée Jeanne JS aus Dunkelfelder, Dornfelder und Spätburgunder,
vom Charakter her eher ein Rhônewein als ein Ahrwein, bis hin zu
einem 2002er Recher Herrenberg Spätburgunder JS Auslese, ein Burgunder
im herkömmlichen Sinne, mit einem Wahnsinnsaroma, nicht gerbstoffbetont
und überzeugend in der Fruchtigkeit. Jean Stodden hatte sich eine
dunklere Farbe gewünscht, dies ist aber ein allgemeines Problem der
2002er Weine. Dieser letzte Wein verlieh unserer diesjährigen Studienfahrt
einen würdigen Abschluss.
Michael Düssel
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